Frieden - nicht demonstrierbar, aber wirklich
Die Textlesung sollte unbedingt mit 14,22 beginnen: Der Jünger Judas, nicht der Verräter, stellt ja eine Frage, die auch in unserer Zeit, wo es in manchen Ländern Wahlergebnisse von 99% gibt, lebendig ist. Es geht um das Problem der größtmöglichen Ausübung von Macht in einem größtmöglichen Bereich auf überzeugendste Weise. Die Frage entspringt der Erfahrung von Machtlosigkeit, sich gedemütigt fühlen und dem Wunsch, groß sein zu wollen. Es ist die Frage, die das Demonstrationswunder fordert. Wer sich ihrem Sog ergibt und sie auszunutzen versteht, wird zu einem Napoleon, Hitler, Stalin... Die Frage, sich vor der Welt zu offenbaren, ist schon von den Brüdern Jesu an Jesus gestellt worden (7,4). Sie steht hinter Agp 10,41, wo man von einem Messias etwas anderes erwartet als ein paar predigende Jünger. Sichtbar wird die Frage auch hinter der Geschichte von der Versuchung Jesu. Im Johannesevangelium wird sie mehrfach beantwortet,
- z.B., wenn Jesus davon spricht (3,14), dass der Menschensohn erhöht werden muss (am Kreuz), damit alle, die an ihn glauben, leben
- wenn es heißt, dass der königliche Hirte sein Leben für die Schafe gibt (10,17f)
- wenn Jesus davon spricht, dass die Jünger dem Kosmos nicht entnommen werden (17,15), sondern Niedrigkeit und Verfolgung erfahren
- wenn nur dem die Eröffnung Gottes widerfährt, der Jesus liebt.
Es geht also im Text darum, dass die Eröffnung Gottes nicht für die ganze Welt geschieht, sondern dass sie geschieht (!) und zwar potentiell für alle auf der Welt (griech. ean tis = jeder, der s. 14,23), die auf die Liebe Gottes in Christus mit Liebe antworten und das, was Jesus im Auftrag Gottes geredet hat, bewahren, beachten, als unbedingt verbindlich betrachten.
Der Blick auf die gesamte Welt kann nur durchgehalten werden im Blick auf das kleinste Einzelelement dieser Welt, im Blick auf die Wohnung Gottes im Glaubenden (griech. monae).
Durch 14,24 wird klar, warum der Evangelist nicht mehr im jüdischen Sinn von „Gebot“ als den 613 Geboten und Verboten spricht. Wenn Gott seine Worte Jesus gegeben hat und Jesus sie in der Welt ausspricht, dann wird dieses durch Jesus gesprochene Wort Gottes zum Gebot, zu dem einen Gebot, das Gott durch seine Liebe zur Welt den an Jesus Glaubenden gibt. Wer diesen liebenden Jesus ablehnt, lehnt den ab, der Jesus gesandt hat, Gott.
Wenn Jesus nicht mehr in der Welt ist, wird die Gemeinde u.a. zwei wichtige Erfahrungen machen: Sie wird durch den Geist von Gott gelehrt werden (vgl. 6,45) und sie wird durch den Geist an die gesamte Jesuswirklichkeit erinnert werden. Ein Ergebnis dieses Geisteswirkens ist das Johannesevangelium selbst: Es enthält viele (erinnerte) Worte Jesu, in eine neue geschichtliche und gemeindliche Situation hinein gelehrt. Diese Erfahrung machen Christen und ihre Gemeinden durch die Jahrhunderte hindurch bis zu uns. Deswegen feiern wir Pfingsten. So entsteht in einer bedrohenden Welt in einer bedrohten Gemeinde und im bedrohten Einzelnen Frieden durch Jesus – nicht demonstrierbar, aber wirklich.
PREDIGT ÜBER JOH 14,22-27
(Pfingsten 1984 im Röthelheim, Matthäus- und Thomaskirche)
Verlesung des Evangeliums:
Judas - nicht der Judas Ischariot -:
"Herr, was ist's, dass du dich uns willst offenbaren und nicht der Welt?"
Jesus antwortete und sprach zu ihm: "Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben und wir werden kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.
Solches habe ich zu euch geredet, während ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe.
Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht."
Liebe Gemeinde,
dass der Geist Gottes wirksam ist, dafür gibt es unter uns kleine Anzeichen. Und wegen dieser Wirksamkeit Gottes und wegen dieser kleinen Anzeichen unter uns feiern wir heute ein Fest. Kein großes Fest - zugegebenermaßen - aber ein Fest.
Ich habe z.B. in den letzten zwei Tagen die Wirksamkeit des Geistes Gottes an zwei kleinen Anzeichen unter uns erlebt, und deswegen feiere ich: Am Freitag früh sind die Mitglieder unseres Posaunenchores in unsere Patengemeinde den Katharinenhof für geistig Behinderte in Großhennersdorf (an der polnischen Grenze) gefahren. Großhennersdorf ist ein Nest, weit ab von Erlangen, weit weg von aller Kultur, weit weg von unserer Bergkirchweih. Es gibt ein Kaufhaus, ein Kulturhaus, eine Kirche und ein riesengroßes Heim mit Kindern, von denen die meisten nicht ausdrücken können in Worten, ob sie sich über den Besuch und das Spielen unserer Posaunen freuen oder nicht. Pfingsten heißt für mich dieses Jahr unter anderem: Der Geist, den Gott gibt, hat ein paar Menschen aus unserer Gemeinde auf diese Fahrt geschickt. Pfingsten heißt für mich dieses Jahr unter anderem noch etwas Zweites: Gestern früh um 7 Uhr sind ein paar junge Leute aus unserer Gemeinde mit drei Tapeziertischen auf den Hugenottenplatz gezogen und haben Trödel verkauft um ein Zeichen zu setzen gegen den Hunger in Afrika. Pfingsten heißt für mich dieses Jahr z.B.: Der Geist, den Gott gibt, hat ein paar Menschen aus unserer Gemeinde auf einen in unserer Zeit notwendigen Weg gebracht.
Gibt es für Sie Gründe, weswegen Sie dieses Jahr Pfingsten feiern können? Gibt es für Sie kleine Anzeichen, dass der Geist Gottes wirksam ist? Wer von Ihnen erinnert sich an solche kleinen Anzeichen aus den letzten Tagen? Oder aus den letzten Monaten seit dem letzten Pfingstfest?
Das Pfingsten der kleinen Anzeichen!
Wünschten wir uns dieses Fest anders? Als ein Fest des großen, erneuernden Sturmes Gottes, dem nichts widerstehen kann?
Im Johannesevangelium begegnen wir einem Jünger mit diesem Wunsch. Ich denke, er spricht für alle Jünger, als er seinen Wunsch in folgende Frage an Jesus kleidet:
"Herr, was ist's, dass du dich uns willst offenbaren und nicht der Welt?" Er könnte auch fragen: 'Herr, warum zwingst du die Welt nicht zum Glauben?' Er könnte - in unserem Sinne - auch ausrufen: 'Dass doch das Christentum eine Religion der Sieger werden könnte!'
Die alte Versuchungsgeschichte aus dem Anfang des Wirkens Jesu wird also kurz vor der Kreuzigung noch einmal auf die Tagesordnung gebracht, aber diesmal nicht vom Satan, sondern von einem vertrauten Jünger namens Judas - es ist nicht der Verräter - so wird extra vermerkt. Es ist einer, der den ganzen Weg mit Jesus mitgegangen ist, den guten Weg, der doch etwas für die ganze Welt wäre. So fragt er: "Herr, was ist's, dass du dich uns willst offenbaren und nicht der Welt?"
Die einen werden die Antwort Jesu enttäuschend finden - und die anderen als ganz große Zusage:
Jesus antwortete und sprach zu Judas: "Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen."
Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus hat nach dem Untergang Jerusalems und seines Tempels im Jahre 70 n. Chr. die Frage gestellt (S. 565)
"Wo ist sie denn nun, die Stadt, auf die Gott so sehr vertraute, dass er darin Wohnung nahm?"
Über ein Jahrtausend lang konnte man vorher jedem auf der Welt sagen: 'Hier ist der Tempel. Hier wohnt Gott. Hier kannst du ihn anbeten.' Nach der Katastrophe des Tempels konnten sich Jünger erinnern, dass Jesus gesagt hatte:
"Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen."
Diese Antwort ist für jeden unter uns enttäuschend, der sich eine starke Kirche wünscht, eine volle Kirche, eine einflussreiche Kirche, auf die auch die Mächtigen unbedingt hören müssen, eine Kirche zum Vorzeigen, auf die man stolz sein kann. Diese Antwort Jesu ist für jeden unter uns enttäuschend, der sich eine starke Kirche wünscht, die sagt, wie es sein soll und die mit ihrem Sagen immer recht hat. Die Antwort Jesu ist für jeden unter uns enttäuschend, der an Gebrechen in seinem Leben leidet, an Defiziten, an Mängeln, an entscheidenden Einschnitten, an Ohnmacht - und sich doch Macht wünscht und öffentliche Bestätigung und ein Freisein von Zweifeln und Fragen.
Ich habe gelesen, dass einer gesagt hat (L. Strauss bei Jens/Marti: Warum ich Christ bin) :
"Dass Gott uns nicht zwingt, das ist seine Härte."
Und diese Härte müssen wir durchstehen, wenn wir Nachfolger des Christus sein wollen, der am Kreuz gestorben ist, weil er nicht gezwungen hat, sondern zur Freiheit befreit hat.
Diese Härte, dass Gott uns und mit uns die ganze Welt nicht zwingt, können wir aber auch durchstehen, weil Jesus uns diese schöne Zusage gibt:
"Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen."
Diese Zusage hat Paul Gerhardt dazu gebracht, zu dichten:
"Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich."
Er hätte sogar sagen können: 'Ist Gott in mir, so trete gleich alles wider mich.'
Jeder in dieser Welt ist dazu eingeladen, diese Erfahrung zu machen. Gott sucht nicht Mitläufer, Ja-Sager, Angepasste, damit sein Reich 'funktioniert'. Gott sucht Menschen, die sich nicht zwingen lassen, sondern einladen lassen und die ihn wegen dieser menschenfreundlichen Einladung lieben, so dass er mit seiner Liebe und der Liebe Christi in ihnen wohnen kann. Gott sucht durch Christus Sie und mich und jeden anderen Menschen in der Welt.
Die Jünger Christi müssen noch ein Weiteres verstehen lernen: Sie müssen lernen, dass Christus die Welt nicht zum Glauben zwingt und: dass sie sogar ohne die Anwesenheit Jesu auskommen müssen und auskommen können:
"Solches habe ich zu euch geredet, während ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht". (Joh 14,25-27)
Wenn dieser verheißene Geist nicht zu uns Christen gekommen wäre, würden wir wie ein abgestorbener Wald geworden sein. Aber es ist anders gekommen:
Der Evangelist Johannes hat sein Evangelium geschrieben. Er hat nicht einfach gesammelt und wiederholt, was andere vor ihm über Christus gesagt und geschrieben hatten. Als seiner Gemeinde die Synagogentüren vor der Nase zugemacht wurden auf Beschluss der obersten jüdischen Autoritäten und die Christen am gewohnten Gottesdienst nicht mehr teilhaben konnten, hat der Geist den Johannes erinnert an Jesus und hat ihn gelehrt und er hat in seine Situation des Ausgestoßenwerdens aus der Synagoge von Christus die neuen Worte gehört
"Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht." - So steht das jetzt im Evangelium des Johannes.
Mit dieser vom Geist gelehrten Zusage hat die verfolgte Gemeinde gelernt, Furcht und Schrecken abzulegen und weiterzuleben.
Der katholische Theologe Metz schreibt in unserer Zeit:
"Nachfolge Jesu ist ... ein Sicheinlassen auf neue Situationen in seinem 'Geist', in seiner Richtung." Er hätte auch sagen können: 'Pfingsten ist ein Sicheinlassen auf neue Situationen in seinem 'Geist', in seiner Richtung.'
Weil dieser Geist Gottes nicht nur dem Johannes zugesagt ist und seiner Gemeinde, sondern auch unserer Gemeinde hier, können wir in der Nachfolge Jesu uns einlassen auf neue Situationen in unserer Zeit in seinem 'Geist', in seiner Richtung.
Vor welchen neuen Situationen stehen Sie persönlich? Vor welchen neuen Problemen stehen wir im Hinblick auf die Welt?
Dass der Geist Gottes wirksam ist, dafür gibt es unter uns kleine Anzeichen, deutlich geworden an der Fahrt unseres Posaunenchores zu den Schwerst-Behinderten, deutlich geworden an den Jugendlichen auf dem Hugenottenplatz, die sich im Namen Christi auf eine neue Situation eingelassen haben, auf den Hunger in Brennpunkten unserer Zeit, eingelassen im Namen Christi, in seiner Richtung.
Wir haben noch manche kleine Anzeichen, die uns Grund geben, heute ein kleines Fest zu feiern zur Ehre Gottes, der seine Gemeinde nicht absterben lässt, sondern sie lebendig macht und seinem Ziel mit der Welt so näher kommt. Amen
PREDIGT AM PFINGSTSONNTAG 1967 in OXFORD und am Sonntag danach in BIRMINGHAM über Joh 14,21-31
(in Oxford Taufe von Bernhard Johannes)
Verlesung des Evangeliums:
"Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren."
Spricht zu ihm Judas - nicht der Judas Ischariot -:
"Herr, was ist's, dass du dich uns willst offenbaren und nicht der Welt?"
Jesus antwortete und sprach zu ihm: "Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben und wir werden kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.
Solches habe ich zu euch geredet, während ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe.
Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: 'Ich gehe hin und komme wieder zu euch'. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich.
Und nun habe ich's euch gesagt, ehe es geschieht, auf dass ihr glaubet, wenn es nun geschehen wird.
Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst der Welt. Er hat keine Macht über mich, aber die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und tue, wie mir der Vater geboten hat.
Stehet auf und lasset und von hinnen gehen."
Liebe Gemeinde,
Judas, der nicht der Verräter ist, drückt in seinen Worten einen Wunsch aus, den wohl die meisten Christen hegen: Wir Christen wollen bedeutender sein, als wir sind und größer sein als wir es sind und wollen in der Welt die Geltung haben, die uns zukommt. Warum anders schreibt ein Pfarrer in unseren kleinen Gemeinden hier in England lieber 17 Gottesbesucher auf als nur 12, die wirklich dagewesen sind? Oder warum anders bleiben manche Leute nach ihrem ersten Besuch in unserer Gemeinde weg, wenn nicht, weil sie sich eine große Gemeinde vorgestellt haben? Warum haben christliche Massenversammlungen, wie z.B. die Evangelisationen von Billy Graham auf fromme Christen so viel Anziehungskraft? Vielen Christen wäre Jesus als einzigartiger Drahtseilkünstler angenehmer als der Christus, der sich nicht der ganzen Welt offenbart, sondern einem einzelnen Menschen: "...und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Jesus geht den anderen Weg, den Weg zu jedem Einzelnen, den Weg zu Dir und zu mir und gibt sich Dir und mir zu erkennen. Und bei diesem sich-zu-erkennen-Geben braucht er nicht Gaffer, sondern Menschen, die ihn liebhaben und seine Worte halten.
In seinen Worten fordert Jesus uns zum Mut auf, zum dem Mut, uns mit unserer Lage als Christen zufrieden zu geben, mehr noch: Uns über diese Lage zu freuen. Warum? Weil er uns als Einzelnen und uns als kleiner Gemeinde alles gibt und sich uns zeigt - auch wenn um uns herum alle nicht glauben und keiner auf sein Wort hört und keiner betet und keiner Gutes tut.
Lassen Sie mich das mit einem kleinen Ereignis illustrieren: Als meine eine Schwester noch sehr klein war, kam an Ostern zu uns Flüchtlingen eine uns bekannte alte Dame als Osterhase gekleidet in den Garten unserer Gastgeber und brachte Eier. Es war die Zeit größten Hungers nach 1945. Als meine Schwester dann größer war und in die Schule ging, glaubte sie als einzige von allen an den Osterhasen und ließ es sich von den anderen nicht ausreden. Und sie hatte eigentlich recht. Ihre Lage wäre jedoch ganz anders gewesen, wenn alle Kinder dasselbe Erlebnis gehabt hätten.
Unsere Lage als Christen ist ähnlich und doch ganz anders: Ähnlich, weil Christus sich uns zu erkennen gegeben hat und uns begegnet ist. Ganz anders: Weil er sich jedem zu erkennen geben will, der jetzt noch ungläubig ist und weil er in seinem Wort und in seiner Tat zu dem Ungläubigen hingeht. Weil jeder Mensch potentieller Christ ist.
Lernen wir also den Mut zum Kleinsein, zum Verborgen sein, zum Angefochten werden, denn eins, unser Größtes, kann uns niemand ohne unsere Einwilligung nehmen: Unsere Begegnung mit IHM.
Nun zeigt uns Jesus, dass es sogar um mehr als um eine Begegnung geht, mehr als nur um ein Kreuzen zweier Wege:
"... und werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen."
Wenn wir heute ein kleines Kind taufen und mit unseren Augen sehen, wie Wasser über dieses Kind gegossen wird, erleben wir zugleich den Anfang des Weges mit, den Gott mit diesem Kind gehen will: Er will in es hineinkommen und in ihm wohnen und so sein Leben gestalten.
Wie weit ist Gott mit diesem seinem Willen zur Lebensgestaltung bei uns gekommen?
Bloß dann, wenn er in uns wohnt, kommen wir aus der Kleinheit unseres Lebens heraus zu der Größe, die Gott als groß ansieht.
Im Zusammenhang kommt mir ein altes jüdisches Wort in den Sinn. In ihm heißt es: "Nicht der Platz ehrt den Menschen, sondern der Mensch ehrt seinen Platz."
Judas - der nicht der Verräter war - war mit seiner Frage an Jesus auf den Platz aus, auf die Öffentlichkeitswirkung der Christen in der Welt, auf die entscheidende Rolle der Kirche in der Welt unter einem öffentlichkeitswirksamen Christus, auf Sichtbarkeit und Eindruck. Und dann muss er lernen, dass er auf seinem armseligen Platz am Ende der Tafel bleiben muss, dass jedoch eines grundlegend anders wird:
Dieser Platz wird plötzlich wertvoller als alle anderen, weil Gott Wohnung nimmt in dem, der den Stuhl, den Platz, innehat, Wohnung nimmt in dem, der Gott liebt und Jesu Worte hält. Und das bietet Jesus dem Judas und uns und diesem Kind an, das getauft werden soll.
Wieviele Menschen wollen aus ihrer Haut fahren und ein neues Leben beginnen, weil ihr altes so verpfuscht und verfahren ist. Aber aus der Haut fahren kann man nicht. Nur eins ist möglich: Dass neues Leben in unsere alte Haut kommt, wenn Gott in uns wohnt. Wenn wir Jesu Wort vernehmen, kommt er selbst zu uns und will eingelassen werden. Sein Wort ist im Unterschied zu den menschlichen Worten lebendig.
Worte sterben genauso wie Menschen. Nur dann, wenn sie Worte Gottes sind, bleiben sie lebendig und gehen in uns ein, sprechen uns an und Er nimmt Wohnung in uns.
Davon spricht Jesus zu seinen Jüngern, ehe er von ihnen geht: "Solches habe ich zu euch geredet, während ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe."
Und nun sind wir gerade dabei, zu erleben,wie wir durch den heiligen Geist gelehrt und an die Worte Jesu erinnert werden und wie die Worte Jesu sich lebendig erweisen. Wir wollen selber Werkzeuge des heiligen Geistes werden und als Eltern und Paten und Gemeinde dieses Kind erinnern, damit Gott in ihm wohne und wollen Menschen erinnern, deren Inneres leer und unbewohnt ist.
Tun wir das, dann geht der Friede, den Jesus seinen Jüngern gelassen hat, auch bei uns weiter, denen er ihn schenkt. Das ist ein unverletzbarer Friede, dem auch die düsteren Worte Präsident Johnsons, dass wir am Rande eines dritten Weltkrieges stehen, nichts anhaben können und ist ein Friede, der in einer Zeit steigenden Unfriedens Frieden schafft. Es ist der Friede, von dem die Worte Jesu ausgehen: "Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht." Denn es ist der Friede, der von dem herkommt, der sich mit den letzten Worten unseres Predigttextes auf den Weg zum Kreuz macht: "Steht auf, lasst uns dahin gehen." Und wie der Fürst dieser Welt nichts an dem hat, der zum Kreuz geht, so werden die Mächte dieser Welt auch uns nicht gefangen nehmen - dieses kleine Taufkind eingeschlossen, wenn wir IHN lieben und Sein Wort bewahren. Amen
PREDIGT ÜBER JOH 14,22-27
im Roncallistift und in der Thomaskirche Erlangen
Liebe Gemeinde,
in meiner Oxforder Gemeinde wohnte die (zwangs-) geschiedene, in der Bibel sehr bewanderte, alleinstehende emigrierte jüdische Christin Käthe Weiss. Sie lebte in äusserst ärmlichen Verhältnissen. Ihre ganze Sehnsucht war es, dass der Messias endlich für alle Welt sichtbar wiederkommen möge auf dem Ölberg. Sie beobachtete die Rückkehr von Juden ins Heilige Land mit gespannter Erwartung - denn mit dieser Rückkehr hing für sie die sichtbare Wiederkunft des Messias zusammen. Als sie starb, vermachte die als äusserst arm geltende Frau aus ihrer Messias-Erwartung heraus der Organisation für die Einwanderung junger Juden nach Israel ihr gesamtes Vermögen - 140000 Deutsche Mark. In ihrer weltumfassenden Erwartung der Messiaszeit hat sich etwas erhalten von der großen Hoffnung, die aus unserem heutigen Evangelium in Joh 14 spricht:
Verlesung von Joh 14,22-27:
Judas - nicht der Judas Ischariot -:
"Herr, was ist's, dass du dich uns willst offenbaren und nicht der Welt?"
Jesus antwortete und sprach zu ihm: "Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben und wir werden kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.
Solches habe ich zu euch geredet, während ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe.
Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht,"
Weltumspannende Erwartungen aller Art sind in unserer Zeit schwach geworden. Die umfassende Industrialisierung der Welt als Voraussetzung für eine gute Zukunft für alle ist unglaubwürdig geworden. Der als Welt umwälzende Theorie angetretene Marxismus ist provinzialistisch geworden, bedacht auf die Erhaltung seiner Einflusssphären. Die Weltorganisationen sind Dokument für die Zerspaltenheit der Welt. Vielleicht träumen ein paar Millionen Katholiken anlässlich des Papstbesuches in Polen von der Kirche als einer Weltbewegung und erinnern so in ihrer Erwartung an die umfassende Hoffnung, die hinter jenem Jünger aus unserem Evangelium stand, als der Jesus gefragt hat:
"Herr, was ist's, dass du dich uns willst offenbaren und nicht der Welt?"
Das heisst doch: Wann ist endlich Schluss mit einer christlichen Gemeinschaft auf Sparflamme? Wann kann die Welt nicht mehr anders als sich vor Dir zu beugen als des Gesandten des Vaters und Schöpfers des All?
Weltumfassende Erwartungen sind in unserer Zeit schwach geworden, Sollen wir sie ganz aufgeben? 'Was ist's?" Woran sind wir eigentlich?
Jesus antwortet auf diese spannungsvolle Frage, antwortet auch jener ärmlich lebenden Frau, die 140000 DM weggibt, antwortet den Katholiken, die voller Hoffnung den Papstbesuch verfolgen, antwortet uns mit unseren bewussten oder unbewussten Hoffnung auf Weltgeltung des Christentums und umfassende Herrschaft Christi:
Er, Jesus, wird mit dem Vater zusammen Wohnung bei dem machen, der ihn liebt und sein Wort hält.
Wir spüren mit jenem Jünger damals, dass mit dieser Antwort unser Leben als Christ eine ganz große Bedeutung für diese Welt erhält. Was geschieht für diese Welt, wenn in ihr nicht mehr konspirative Wohnungen die große Bedeutung haben, sondern die Wohnungen, die Gott durch Jesus in uns macht? In uns macht, wenn wir Jesus lieben und sein Wort halten?
Jesus hat einmal gesagt, dass eine kleine Menge Sauerteig eine große Menge Mehl durchsäuert. Er hält also nichts von einem der Welt übergestülpten Reich Gottes, von Zwangschristianisierung und Ohnmachtserfahrung von Nichtchristen. Er hält dagegen alles von Gottes Wohnen in uns und von der verändernden Wirkung dieser Wohnung auf unsere Welt.
Ein schwerkranker Mann aus unserer Gemeinde sagte mir am Freitag im Krankenhaus: Er merke sofort, wer unter dem Krankenhauspersonal Christ sei. Ziel Gottes ist es z.B., dass sein Wohnen in Christen das Krankenhaus durchdringt, dass sein Wohnen in Christen die Welt durchdringt, bis sie von ihm durch Liebe durchdrungen ist.
So erhält der Nachfolger/die Nachfolgerin Christi damals und heute nicht nur ein klares 'Nein' zu seinen weltumspannenden Erwartungen. Er erhält auch ein klares 'Ja' zu sich und seiner Aufgabe in der Welt. Und weil wir uns unter einer solchen Aufgabe überfordert und überlastet fühlen und nicht wissen, wie wir alles in der Zukunft durchhalten können mit unserem bisschen Glauben, spricht Jesus weiter:
"Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe."
Das Johannesevangelium selber ist ein gutes Beispiel für diese Verheissung: "Er wird euch alles lehren - er wird euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe."
Viele Worte Jesu aus dem Johannesevangelium gehen parallel mit aus den anderen Evangelien uns bekannten Jesusworten. Erinnerung durch den Geist!
Andere Worte aber sind neu, sind nie so von dem Jesus vor der Kreuzigung gesprochen worden. Also im Johannesevangelium: Neue Worte in einer neuen Situation, vom Geist Gottes im Evangelisten hervorgerufen - "Er wird euch alles lehren!"
In dieser Verheissung leben - das ist Pfingsten für uns und für alle Zeiten.
Und welche neuen Probleme hat die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht vor unsere Generation gestellt! Probleme, für die wir Erinnerung und Lehre brauchen:
Der Überfluss in einem Teil der Welt in diesen Ausmaßen ist neu.
Der zehntausendfache Verkehrstod ist neu.
Die Unsicherheit hinsichtlich der Kernenergie ist neu.
Die Möglichkeit, Schwangerschaft zu verhindern oder abzubrechen, ist neu.
Die Intensivstation mit ihren technischen Möglichkeiten ist neu.
Die Europawahl.
Wenn uns Gott da nicht an die Worte Jesu erinnert und uns Neues lehrt, werden wir Zwängen ausgeliefert und treiben mit den Strömungen der Zeit irgendwohin.
Im Angesicht dieser Zwänge, denen jede Generation zu begegnen hatte, verstehe ich die Frage des Jüngers damals auch als meine Frage:
"Herr, was ist's, dass du dich uns willst offenbaren und nicht der Welt?"
Am schönsten wäre es, wenn Gott uns all unserer Probleme unmittelbar entheben würde!
So aber geht er den Weg über uns, bezieht uns mit ein und nimmt in uns Wohnung, benutzt unser Denken und Fühlen und unsere Hände. Und genauso, wie er sich der Welt nicht mit einem Schlage - unübersehbar - offenbart, sondern den Sauerteig im Mehl wirken lässt, nimmt er unsere Not nicht schlagartig weg, sondern lässt uns in uns einen Prozess erleben, beteiligt uns in einem Prozess, der uns selbst betrifft, lässt die Not porös und brüchig werden, gibt einen Frieden, der im Angesicht der Not und gegen die Not Raum in uns gewinnt und der mit unseren gängigen Vorstellungen vom Frieden nicht mehr zu beschreiben ist. Sein Friede ist der Friede, dem wir Raum geben in uns und der dadurch Raum gewinnt in der Welt.
Wenn Jesus sagt:"Mein Vater wirkt bis jetzt und ich wirke auch" - dann geht die Schöpfung weiter, geht auch durch uns weiter und wir können - immer mit dem Blick auf das vielfältige Chaos unserer Zeit - bitten:
Komm, Schöpfer Geist.
Amen
CHRISTUS IST UNSER FRIEDE
Predigt am 8. Mai 1975 - Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 - am Himmelfahrtstage anlässlich der Einweihung der STERBE- und FRIEDENSGLOCKE der Thomaskirche in Erlangen über Epheser 2,14: Er ist unser Friede
Liebe Gemeinde,
(nach der Verlesung des Gedichtes "Vater, komm, erzähl vom Krieg" siehe
Ernst Jandl - Vater komm erzähl vom Krieg)
Vor ein paar Tagen waren zwei Männer im Vorraum unserer Kirche, haben sich bei der noch nicht auf den Kirchturm gezogenen Glocke hingekauert und Schrift und Bildnis auf der Glocke befühlt - der eine Mann blind, der andere taubblind infolge des Krieges. Sie haben im wahrsten Sinne 'begriffen': "Herr, Lebende und Tote rufst du zum Frieden. Wir hoffen auf dich,"
Wir haben jetzt als ganze Gemeinde nichts anderes vor als zu begreifen, was da als Inschrift auf unserer Sterbe- und Friedensglocke steht, damit es nicht wieder Krieg gibt, der Menschen blind und taub macht oder sie ganz aus der Gemeinschaft herausreisst.
Ein chinesisches Märchen könnte uns beim Begreifen behilflich sein:
"Warum es keinen Krieg geben kann:
Als der Krieg zwischen den beiden benachbarten Völkern unvermeidlich war, schickten die Feldherrn von beiden Seiten Späher aus, um zu erkunden, wo man am leichtesten ins Nachbarland einfallen könnte. Die Kundschafter kehrten zurück und berichteten auf beiden Seiten dasselbe: Es gäbe nur eine einzige Stelle an der Grenze, die sich dafür eigne. Dort aber, sagten sie, wohnt ein braver kleiner Bauer in einem kleinen Haus mit seiner anmutigen Frau. Sie haben einander lieb, und es heisst, sie seien die glücklichsten Menschen auf der Welt. Sie haben ein Kind. Wenn wir nun über sein Grundstück marschieren, dann zerstören wir das Glück. Also kann es keinen Krieg geben. - Das sahen die Feldherrn ein, und der Krieg unterblieb - wie jeder Mensch wohl begreifen wird."
Sie, liebe Gemeinde, wissen, dass Gott uns als Kundschafter ausgebildet hat. Er hat uns durch Jesus Christus gelehrt, den Menschen zu sehen, der das schwächste Glied in der Gemeinschaft ist, der Feind - und hat uns ihn zu lieben gelehrt, damit es keinen Krieg geben kann. Er hat uns gelehrt und wir können nun anfangen, zu begreifen.
Eine Gemeinde ist nur dann berechtigt, dreissig Jahre nach Kriegsende eine Glocke mit dieser Inschrift einzuweihen, wenn sie sich durch sie zum Frieden rufen lässt und alles dran setzt, dass Friede von uns ausgeht und wenn viele Einzelne für sich sprechen können:
"Herr, mich rufst du zum Frieden. Ich hoffe auf dich."
Wer unter uns den 8. Mai 1945 bewusst erlebt hat, wer sich wie ich an einen misshandelten KZ-Häftling erinnert (ich war damals als 9-Jähriger auf der Flucht aus Schlesien auf derselben Straße), wer sich durch Ziegeln, die einmal Häuser waren, seinen Weg gebahnt hat, wer auf der Flucht vor dem Feuer war, wer verwundet worden ist oder wer verwundet oder getötet hat, der hat angefangen zu 'begreifen', der weiss, dass es keinen Krieg mehr geben darf.
Angefangen zu begreifen! Wissen Sie, wie es weitergehen kann? Haben Sie erkannt, wie ein Krieg entsteht? Wie man ihn schon vor seinem Anfang verhindern kann? Wissen Sie, wie man zum Frieden erzieht? Wie in unserem Lebensbereich sinnvolles Handeln für den Frieden aussieht? Ob es ohne unser Handeln Frieden gibt? Ob wir mit unserer Tat und unserem Reden Krieg verhindern können?
Wenn wir unsere Glocke ernst nehmen, haben wir uns mit ihr ein Instrument angeschafft, das uns ständig zu Fragen treibt und uns infrage stellt. Die unter uns werden gesucht, die Antworten gefunden haben oder Antworten finden wollen, damit das kleine Pflänzchen Friede unter uns wächst und durch den Asphalt der Gleichgültigkeit gegenüber dem Mitmenschen hindurchbricht und Früchte bringt.
Ein paar Menschen haben gemeint, die Antwort gefunden zu haben und haben gesagt:
"Christus ist unser Friede." Und haben Christi Worte wiederholt: "Meinen Frieden gebe ich Euch."
Die meisten von uns werden den Film 'Die Brücke' gesehen haben, diesen unsinnigen Versuch aufgehetzter Hitlerjungen unter Einsatz ihres Lebens ein paar Tage vor Kriegsende eine Brücke zu verteidigen, die so bedeutungslos war, dass sie in keinem Kriegsbericht erwähnt wurde.
Ob unsere Antwort, wenn wir uns zum Frieden rufen lassen, genauso bedeutungslos für den Gang der Ereignisse sein wird, wie es die Verzweiflungstat jener Schüler am Ende des 2. Weltkrieges war?
Ein paar Menschen haben gesagt: Christus ist unser Friede. Ein paar haben Christi Worte wiederholt: Meinen Frieden gebe ich Euch.
Die Amerikaner haben im Vietnamkrieg 141 Milliarden Dollar ausgegeben. Sie haben in diesen Tagen den größten Atomflugzeugträger in Dienst gestellt, der 100 taktische, mit Kernwaffen ausgerüstete Bomber mitführen kann. Die Russen sind zur selben Zeit eine Seemacht ersten Ranges geworden - und wir sollen uns zum Frieden rufen lassen und an den Sinn unserer kleinen Antwort glauben?, die wir noch gar nicht kennen!
Einige Menschen haben bekannt<. Christus ist unser Friede. Ein paar haben Christi Worte wiederholt: Meinen Frieden gebe ich Euch.
Wer den Frieden sucht, wer sich bewusst ist, dass ein Atomkrieg absolutes Ende bedeutet, der wird jeden Weg, der zum Frieden führen soll, nachprüfen - auch den, dass Christus unser Friede sein soll.
Ich bin zu der festen Überzeugung gekommen, dass Jesus bis jetzt am meisten für den Frieden der Welt getan hat. Er hat die Grundstruktur des Krieges zerstört, weil jeder Mensch für ihn Freund war. Die unbegrenzte Macht des Einzelnen, der sich von Gott leiten lässt, ist dabei in ihm sichtbar geworden.
Wer heute eine Definition für 'Frieden' geben will, kann sagen: Jesus ist diese Definition. Man kann auch so definieren: Frieden ist, wenn auch im Konflikt die Kommunikationsbasis zwischen den Partnern, die in einer Auseinandersetzung stehen, erhalten bleibt und man auf der Suche nach Konfliktregelungen ist. die keine wesentlichen Interessen der beiden Partner verletzen und die auf physische Gewalt verzichten.
Aber Jesus hat mehr getan, als diese Definition hergibt. Er hat am Kreuz den totalen Machtverzicht erklärt und erfüllt. Wenn wir uns von ihm zum Frieden rufen lassen, könnte die Praxis so aussehen: (nach einer stillen Zeit zum Überlegen):
Wir lernen von Jesus, wir praktizieren und lehren Empfindsamkeit gegenüber Unrecht, Missachtung und Schmerz.
Wir lernen von Jesus, wir praktizieren und lehren den Verzicht auf Gewalt und die Solidarität mit den Schwachen.
Wir lernen von Jesus, wir praktizieren und lehren das Misstrauen gegenüber einem Frieden, der nicht das Wohl des nahen und des fernen Nächsten mit einschließt.
Wir lernen von Jesus, wir praktizieren und lehren, nach dem Willen Gottes als dem Anfang des Friedens zu fragen.
Wir lernen von Jesus, wir praktizieren und lehren, in dem, der uns Feind sein will, den Bruder zu sehen, mit dem zusammen wir leben können.
(Vater, komm, erzähl vom Frieden!)
Die Sterbe- und Friedensglocke wird uns von heute an begleiten. Am Wochenanfang wird sie uns an den Sinn der neuen Woche erinnern und wird uns am Wochenende mit ihrem Läuten danach fragen, was wir für den Frieden getan haben.
Was für ein anspruchsvolles Instrument haben wir da in unsere Mitte gestellt, in die Mitte unseres Lebens!
Die Sterbe- und Friedensglocke wird uns von heute an begleiten. Sie wird den Tod eines Menschen aus unserer Mitte anzeigen und von der großen Hoffnung erzählen: Dass Gott einen Frieden hat, der über unser Vermögen geht und so eine Freude in unser Leben gibt, die ständig wachsen kann.
Welch eine Hoffnung hat Gott uns mit diesem Instrument in unsere Mitte gestellt! Wir haben Grund zum Loben und Danken:
CHRISTUS IST UNSER FRIEDE. Amen