(Veröffentlichung 1995 in JOCHANAN 487-534)
Abstract
Dieser Artikel zeigt auf, dass sich bei Justin und im Johannesevangelium viele verwandte Traditionen und Anschauungen finden, die sich aber keineswegs als Abhängigkeit Justins vom Johannesevangelium verstehen lassen. Gerade die Unabhängigkeit Justins vom Vierten Evangelium hilft uns, dieses Evangelium in vieler Hinsicht besser zu verstehen.
INHALTSÜBERSICHT
1 Kannte und benutzte Justin das Johannesevangelium?
2 Das Ziel dieser Untersuchung
3 Bedeutende johanneische Traditionen bei Justin
3,1 Traditionen im Zusammenhang mit dem Pentateuch
3,11 Die Logoschristologie
3,21 Abraham
3,31 Der messianisch verstandene Jakobspruch an Juda, Gen 49,8-12
3,41 Das Verhältnis des Christus zu den Vätern
3,51 Die Apologie des Gekreuzigten
3,61 Messianisch verstandener Spruch: Num 24,17
3,71 Zusammenfassung
4 Johanneische Traditionen bei Justin - übriges AT
4,1 2 Sam 7
4,2 Jes 6,10
4,3 Jes 11,1-3
4,4 Jes 28,16
4,5 Jes 40,3
4,6 Jes 42,1-4
4,7 Jes 42,6f/ 49,6
4,8 Jes 52,13-53,12
4,9 Sach 9,9
4,10 Sach 12,10
4,11 Sach 13,7
4,12 Mal 3
4,13 Dan 7
4,14 Ps 22/69
4,15 Ps 45 (LXX 44)
4,16 Ps 82
5 Texte zur Schriftauslegung
6 Der Synagogenbann bei Justin und im Johannesevangelium
7 Ergebnis der gesamten Untersuchung
1. Kannte und benutzte Justin das Johannesevangelium?
In der bisherigen Erforschung dieser Frage ist es zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. R. Schnackenburg1 urteilt in seinem Kommentar: „Für Justin kann man mit größerer Zuversicht eine Kenntnis des Johannesevangeliums annehmen.“ Schnackenburg kann sich dabei auf von Loewenichs Urteil berufen2, auf die Arbeiten von Thoma3 und Romanides4 und auf viele andere Forscher. Auch Bousset kann genannt werden5, der nach dem Vergleich einiger Stellen bei Johannes und Justin schreibt: „Aus diesen beigebrachten Stellen ist nun zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit zu schließen, dass Justin das Johannesevangelium gekannt hat. Auf der andern Seite aber zeigt die Dürftigkeit dieser Anklänge, dass Justin gedächtnismäßig nur sehr schwach vom Johannesevangelium beherrscht ist, und dass es daher höchst unwahrscheinlich ist, dass ihm da, wo er sich bewusst ist, aus den Apo-mnemoneumata zu schöpfen, synoptischer Evangelientraditon zu folgen, - zumal da er das Johannesevangelium principiell als Geschichtsquelle nicht benutzte – johanneische Reminiszenzen sich in unbewusster Weise aufgedrängt hätten.“ Kenntnis und Benutzung des Johannesevangeliums durch Justin würden bedeuten, dass er dieses Evangelium, weil er es nie direkt zitiert, den Synoptikern nicht gleichstellt, auch wenn er ihm einen sehr großen Einfluss auf seine theologische Position einräumt.
Aber die Forschungsergebnisse hinsichtlich der Kenntnis und Benutzung des Johannesevangeliums durch Justin sind keineswegs eindeutig. Gegen die Annahme, Apol. I, 61,4f sei Zitat von Joh 3,3-5 6, sind die Einwände Boussets7, Osborns8, Bellinzonis9 und Streckers10 zu überdenken. Im Zusammenhang mit der Untersuchung von Apol. I,61,4f bemerkt Strecker, dass für Justin „eine Kenntnis des Johannesevangeliums nicht nachgewiesen werden kann.“ Wichtige Beobachtungen, die auch in diese Richtung weisen, finden sich bei Schwartz11.
Eine Unkenntnis des Johannesevangeliums durch Justin würde auf einen großen Einfluss umlaufender mündlicher johanneischer oder auch vorjohanneischer Tradition auf Justin deuten.
2. Das Ziel dieser Untersuchung
Bei meiner Untersuchung des alttestamentlichen Hintergrundes des Johannesevangeliums12 hatte sich ergeben, dass der Evangelist viele Zitate aus dem AT und Anspielungen darauf aus der Tradition hatte. Beim Lesen der Werke Justins, insbesondere des Dialogs, stellt sich mir die Frage, ob Justin bei den dem Johannesevangelium parallel laufenden alttestamentlichen Aussagen auf der vorjohanneischen Tradition oder auf dem Johannesevangelium fußt oder ob es sich um direkt durch Justin aus dem AT abgeleitetes Material handelt. Nach der Untersuchung dieses Problems könnte mehr über das Verhältnis Justins zum Johannesevangelium gesagt werden. Da Justin sich zu manchen vom AT vorgegebenen Themen ausführlicher äußert als das Johannesevangelium, kann manche kurzgefasste Aussage dieses Evangeliums durch die Aussage Justins besser verstanden werden. Die von mir bedachten Fragen lauten: Justins Werke - u.a. auch ein Kommentar zum Johannesevangelium13? Oder genauer: Justins Werke u.a. auch ein Kommentar zu vorjohanneischer Tradition und johanneischer Gemeindesituation?
3. Bedeutende johanneische Traditionen bei Justin
3.1 Traditionen im Zusammenhang mit dem Pentateuch
In sechs Bereichen des Pentateuch zeigen sich erstaunliche Parallelen wesentlicher Aussagen des Johannesevangeliums zu wesentlichen Aussagen Justins: Im Bereich der aus Gen 1/Spr. 8,22ff abgeleiteten Logos-Christologie (3,11), im Bereich des Sich-Berufens auf Abraham - Gen 15 (3,21), im Bereich des messianisch verstandenen Jakobspruches für Juda - Gen 49 (3,31), im Bereich der Verhältnisbestimmung von Christus zu Abraham und Moses (3,41), im Bereich der Apologie des Gekreuzigten - Num 21,8 und Dtn 21,23 (3,51) und im Bereich des messianisch verstandenen Bileam-Spruches Num 24,17 (3,51). Diese Bereiche werde ich mit ihren jeweiligen Texten darstellen und eine Auswertung vornehmen. Eine vollständige Gegenüberstellung der Texte bei Justin und Johannes werde ich für den ersten Bereich, die Logoschristologie, nicht vornehmen14, sondern nur einige prägnante Texte Justins zitieren.
3,11 Die Logoschristologie
Ausgewählte Texte zur Logoschristologie aus Justin D 50,1 Trypho: Wie kannst du beweisen, dass es neben dem Weltschöpfer noch einen Gott gibt?
D 61,1 Vor allen Geschöpfen als Anfang hat Gott aus sich eine vernünftige Kraft erzeugt, welche vom Heiligen Geiste auch Herrlichkeit des Herrn, ein andermal Sohn, dann Weisheit, bald Engel, bald Gott, bald Herr und Logos genannt wird, und welche sich selbst als ersten Feldherrn bezeichnet, da sie in Gestalt eines Menschen Josua, dem Sohne des Nave, erschien. Alle Attribute kommen der selben nämlich zu, weil sie dem väterlichen Willen dient, und weil sie aus dem Vater durch das Wollen erzeugt worden ist.
D 61,3 Zeuge soll mir sein das Wort der Weisheit, welches selbst Gott ist, vom Vater des Weltalls erzeugt, welches Logos, Weisheit, Kraft und Herrlichkeit des Erzeugers ist. Durch Salomo sprach er die Worte: „Wenn ich euch das verkündet habe, was täglich geschieht, will ich daran denken, von dem Ewigen zu erzählen. Der Herr erschuf mich als Anfang seiner Wege für seine Werke. Vor der Zeit, im Anbeginn, ehe er die Welt erschuf und die Abgründe erschuf, ehe die Wasserquellen hervorbrachen und die Berge aufgestellt wurden, hat er mich gesetzt...“.
D 62,4 Vielmehr war der, welcher in der Tat vom Vater ausgegangen und vor allen Geschöpfen erzeugt war, bei dem Vater, und zu ihm spricht der Vater, wie der Logos durch Salomo geoffenbart hat; denn eben er ist es, welcher der Anfang vor allen Geschöpfen war, vom Vater erzeugt worden war und von Salomo Weisheit genannt wird.
Ausgewählte Texte zur Logoschristlologie des Johannesevangeliums
Vorbemerkung
Um diesen Aufsatz kurz zu halten, führe ich das Logoslied aus Joh 1 hier nicht an. Wie die Lektüre Philos zeigt15, sah man den Logos auch in der Zeit des Auszugs aus Ägypten am Werke. Diesen Logos-Hintergrund nehme ich auch für folgende Aussagen des Johannesevangeliums an:
Joh 6,35 Ich bin das Brot des Lebens... Joh 7,37 Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke... Joh 8,12 Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Auswertung 1:
Die Logoschristologie Justins und des Johannes ist in der Forschung oft genug zusammengestellt und ausgewertet worden16. Diese Auswertung brachte sehr unterschiedliche Ergebnisse: dass Justin nicht ein schriftlich fixiertes Werk, sondern nur eine Tradition für seine Logoslehre zugrunde liege17, dass die Einführung des Logos-Begriffes bei Justin nicht auf Johannes zurückgehe18. Es sei im höchsten Grade unwahrscheinlich, dass die Aussage von der Fleischwerdung des Logos, die aller philosophischen Logosspekulation durchaus entgegen ist, bei Justin und Johannes unabhängig voneinander entstanden sein soll19. Für die Logoslehre Justins seien Reminiszenzen an Johannes anzunehmen20.
Die Voraussetzungen für die Erforschung des Verhältnisses zwischen Justin und Johannes haben sich geändert, nachdem weithin angenommen wird, dass der Logoshymnus in Joh 1 nicht vom Evangelisten stammt, sondern von ihm aus einer christlichen Gemeindetradition übernommen worden ist.
(Anmerkung 2010: Meine neue Sicht des Logosliedes als eines ursprünglich jüdischen Liedes stelle ich in einem Aufsatz auf dieser homepage dar.)
Die Logoslehre Justins könnte also genauso im Zusammenhang mit dieser Tradition gesehen werden, in der das Logoslied schließlich entstanden war. Ich nehme an, dass Justin in dieser Abhängigkeit steht, denn:
1. finden sich bei Justin keine wörtlichen Zitate aus Johannes, was bei der Wichtigkeit der Logoslehre für Justin überraschend ist.
2. ist die Weiterführung der Logoslehre bei Justin - z.B. in der Exegese von Gen 18 - nicht allein dessen eigene Leistung, sondern stammt aus Traditionen, die im Johannesevangelium keinen Niederschlag gefunden haben.
3. findet sich bei Justin nichts vom Wirken des Logos in der Wüstenzeit und vom Wirken des Fleisch gewordenen Logos in der Christuszeit, was doch für Johannes von eminenter Bedeutung ist.
Während wir im Johannesevangelium die Lehren des Fleisch gewordenen Logos finden, treffen wir bei Justin auf die Lehren über den Logos, der u.a. auch Fleisch geworden ist. Für die Auslegung des Johannesevangeliums ist jedoch die Logoslehre Justins insofern von Bedeutung, als man bei ihm sieht, welche enorme dogmatische Konsequenzen die Übertragung des Logos-Titels auf Jesus mit sich brachte. Die bewegenden Fragen wurden:
Welche Stellung nimmt der Logos zum Schöpfer und zur Schöpfung ein?
Welche Aufgaben hat der Logos in der Zeit zwischen Schöpfung und Jetztzeit wahrgenommen?
Wie verhält sich die Logos-Wahrheit zur philosophischen Wahrheit?
Wie äußert sich der Logos in Jesus?
Eine Darstellung der Logoslehre des Johannesevangeliums wird an der wohl nur etwa vierzig Jahre späteren Logoslehre bei Justin nicht vorbeigehen können.
3,21 Abraham
Abraham in Justins Dialog
D 11,5 Das wahre, geistige Israel nämlich und die Nachkommen Judas, Jakobs, Isaaks und Abrahams, der trotz seiner Vorhaut, infolge seines Glaubens, von Gott sein Zeugnis erhielt, von ihm gesegnet und zum Vater vieler Völker ernannt wurde, das sind wir, die wir durch diesen gekreuzigten Christus zu Gott geführt wurden...
D 23,4 Auch Abraham wurde, als er noch unbeschnitten war, gerechtfertigt und gesegnet, und zwar wegen seines Glaubens an Gott, wie die Schrift dartut. Die Beschneidung aber erhielt er als Zeichen, nicht jedoch um gerechtfertigt zu werden.
D 25,1 Mit uns werden, wenn auch nur ein bescheidenes Plätzchen, auch diejenigen erben wollen, die sich selbst gerecht machen und sich Kinder Abrahams nennen.
D 44,1f Ihr täuscht euch, wenn ihr meint, dass ihr, weil ihr dem Fleische nach von Abraham abstammt, auf jeden Fall das Gute erben werdet, das Gott durch Christus zu geben versprochen hat. Niemand kann nämlich etwas davon irgendwo bekommen, ausgenommen diejenigen, welche in ihrer Gesinnung dem gläubigen Abraham ähnlich geworden sind und alle Geheimnisse erkannt haben, das heißt, welche erkannt haben, dass die einen Vorschriften erlassen worden waren, um zu Gottesfurcht und Frömmigkeit zu erziehen, dass andere Gebote und Übungen wiederum verordnet worden waren, um geheimnisvollerweise auf Christus hinzuweisen, oder weil sie durch die Hartherzigkeit eures Volkes veranlasst sind.
D 56,1 Gott war es, der bei der Eiche vom Mambre dem Abraham erschien in Begleitung der beiden Engel, die mit ihm zum Strafgerichte Sodomas ausgeschickt wurden von dem anderen Gotte, welcher stets über den Himmeln bleibt, welcher nie jemandem erschien und nie in eigener Person mit jemandem verkehrte, und in welchem wir den Weltschöpfer und Vater erkennen.
D 92,3f Denn an nichts anderem werdet ihr, wie gesagt, erkannt als an der fleischlichen Beschneidung. Auch Abraham war ja, wie Gott bezeugte, nicht wegen der Beschneidung, sondern wegen seines Glaubens gerecht; denn noch vor seiner Beschneidung ist über ihn gesagt: „Es glaubte aber Abraham an Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet.“ Wir nun, die wir in der Vorhaut des Fleisches durch Christus an Gott glauben und eine Beschneidung haben, welche uns, ihren Besitzern, von Nutzen ist, nämlich die Beschneidung des Herzens, wir hoffen vor Gott gerecht und wohlgefällig zu erscheinen.
D 119,6 Gleichwie nämlich Abraham dem Worte Gottes „glaubte und es ihm zur Gerechtigkeit angerechnet“ wurde, ebenso glauben auch wir dem Worte Gottes, das uns von neuem durch die Apostel Christi verkündet wurde und durch die Propheten gepredigt worden war, und haben todesmutig auf alles, was die Welt bietet, verzichtet. Das Volk also, welches Gott dem Abraham verheißt, glaubt gleich Abraham, fürchtet Gott, ist gerecht und erfreut den Vater. Da euch jedoch der Glaube fehlt, so seid ihr nicht jenes Volk.
D 120,2 ...dass einige eures Geschlechtes als Kinder Abrahams werden anerkannt werden, weil sie Anteil an Christus haben...
D 127,4 Also weder Abraham, noch Isaak, noch Jakob, noch sonst jemand sah den Vater und unnennbaren Herrn aller überhaupt und auch Christi. Sie sahen vielmehr den, der durch den Willen des Vaters Gott war, seinen Sohn, den, der Engel war, da er dem Willen des Vaters diente...
D 128, (Hier bekämpft Justin die Anschauung, dass die Kraft, die u.a. 2-4 Abraham erschienen ist, sich wieder in Gott auflöse, dass der Logos also keine bleibende Selbständigkeit besitzt.)
D 140,2 Außerdem verführen sie sich und euch mit der Idee, dass auf jeden Fall denen, welche dem Fleische nach von Abraham abstammen, das ewige Reich werde gegeben werden selbst dann, wenn sie ungläubige und gegen Gott ungehorsame Sünder sind.
Abraham im Johannesevangelium
8,31 Wir sind Abrahams Kinder und sind niemals jemandes Knechte gewesen.
8,41 Wir sind nicht unehelich geboren; wir haben einen Vater, Gott.
8,34 Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.
8,37 Ich weiß wohl, dass ihr Abrahams Kinder seid; aber ihr sucht mich zu töten, denn mein Wort findet bei euch keinen Raum.
8,39 Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so tätet ihr Abrahams Werke.
8,40 Nun aber sucht ihr mich zu töten...Das hat Abraham nicht getan.
8,41 Ihr tut eures Vaters Werke.
8,44 Ihr habt den Teufel zum Vater.
8,45 Ich aber, weil ich die Wahrheit sage, so glaubt ihr mir nicht.
8,46 Warum glaubt ihr mir nicht?
8,47 ...denn ihr seid nicht von Gott.
8,56 Abraham, euer Vater, ward froh, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.
8,57 Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen (vl Abraham hat dich gesehen)?
8,58 Jesus sprach zu ihnen: Ehe denn Abraham ward, bin ich.
7,22f Mose hat euch doch gegeben die Beschneidung - nicht dass sie von Mose kommt, sondern von den Vätern , und ihr beschneidet den Menschen auch am Sabbat. Wenn nun ein Mensch die Beschneidung empfängt am Sabbat, damit nicht das Gesetz des Mose gebrochen werde, zürnt ihr dann über mich, dass ich den ganzen Menschen habe am Sabbat gesund gemacht?
Auswertung 2
Bei Johannes und Justin berufen sich die Juden auf ihre Abrahamskindschaft. Während jedoch Justin gegen die Abrahamskindschaft, die durch die Beschneidung erkennbar sein soll, polemisiert und auf den Glauben des unbeschnittenen Abraham weist, durch den er gerecht geworden ist, wird die Beschneidung in Joh 8 überhaupt nicht erwähnt. Johannes kennt das Problem der Beschneidung am Sabbat (7,23). In seinem Evangelium spielt jedoch das grundsätzlich für Heiden bestehende Problem der Beschneidung - anders als für Justin - keine Rolle. Nach Johannes und Justin erweist man sich als Kind Abrahams, wenn man glaubt, also Jesus glaubt, der die Wahrheit verkündet.
Hinter der Aussage von Joh 8,56-58 steht wahrscheinlich die Auffassung, die wir aus Justin viel ausführlicher kennen: dass es der Logos war, der Abraham besucht und ihm einen Sohn verheißen hat. Die Aussage Jesu - „Ehe denn Abraham ward, bin ich“ - kann man also so präzisieren: Ehe denn Abraham ward, bin ich: der Logos. Nach der Verheißung eines Sohnes für Abraham durch den Logos heißt es: „Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte (Gen 17,17 = Joh 8,56: „ward froh“). „Und Abraham nannte seinen Sohn, der ihm geboren war, Isaak“ (das Lachen, Gen 21,3 = Joh 8,56; „und freute sich“).
Justin, für dessen Argumentation Joh 8 sehr wichtig gewesen sein dürfte, wenn er das Johannesevangelium gekannt hätte, zitiert weder dieses Kapitel noch finden wir eine Anspielung darauf.
Bei Justin und Johannes finden wir dasselbe Abrahams-Thema, die gleiche Tradition, aber eine voneinander unabhängige Behandlung des Themas und der Tradition. Jeder von beiden hilft uns aber zum besseren Verständnis des anderen. Die Gemeindesituation scheint allerdings bei Johannes viel gespannter zu sein als bei Justin. Während bei Johannes gesagt wird, dass die Gesprächspartner Jesu nicht von Abraham, sondern von ihrem Vater, dem Diabolos, abstammen, weil sie einen Menschen töten wollen, der die Wahrheit sagt, sichert die Abstammung von Abraham den Gesprächspartnern Justins „ein bescheidenes Plätzchen“.
3,31 Der messianisch verstandene Jakobspruch an Juda, Gen 49,8-12
D 11,4 Wenn nun Gott die Einrichtung eines Neuen Bundes angesagt hat, und zwar zur Erleuchtung der Heiden, wir aber es sehen und davon überzeugt sind, dass es Menschen gibt, welche gerade durch den Namen des gekreuzigten Jesus Christus sich von den Götzen und dem anderen Unrecht trennen, Gott zuwenden und bis zum Tode in Geduld ausharren, um Gott zu preisen und zu verehren, dann kann jedermann aus den Tatsachen und aus der sie begleitenden wunderbaren Macht erkennen, dass hier das neue Gesetz und der Neue Bund und die Erwartung (Gen 49,10) derer ist, welche unter allen Völkern das göttliche Heil erwarten.
D 52,1 Durch den Patriarchen Jakob wurde prophezeit, dass es zwei Parusien Christi gibt, dass Christus bei der ersten leidensfähig sein wird, dass - fügte ich bei - nach seiner Ankunft in eurem Volke kein Prophet und kein König mehr zu finden ist, und dass die Heiden, welche an den leidensfähigen Christus glauben, auf seine nochmalige Wiederkunft warten werden. Doch bemerkte ich - hatte der Heilige Geist mit Rücksicht auf diese letzte Prophezeiung in einem Bilde geheimnisvoll gesprochen... (es folgt Gen 49,8-12).
D 52,4 Wenn der Logos durch Jakob erklärte „und er wird sein die Erwartung der Heiden“, dann deutete er geheimnisvoll die beiden Parusien Christi an und gab zu erkennen, dass die Heiden an ihn glauben werden, was ihr mit Augen sehen könnt; denn wir, die wir aus allen Völkern durch den Glauben an Christus gottesfürchtig und gerecht geworden sind, warten auf seine Wiederkunft.
D 53 (Das Füllen ohne Sattel und ohne Joch - nach Gen 49 – das sind die Heiden, bis Christus kam. Die besattelte Eselin ist ein Symbol derer, die aus dem jüdischen Volke kamen.) D 54 (Hier wird der Vers aus Gen 49 erklärt „Im Wein wird er sein Gewand waschen und im Blute der Traube sein Kleid“. „Sein Gewand“ - das sind die, die Nachlass der Sünden erhalten haben. „Blut der Traube“ - das besagt, dass Christus zwar Blut habe, aber nicht durch Menschensamen, sondern durch Gottes Kraft (so auch D 63 und D 76).
D 68,9 Wenn wir ihnen die Schriftstellen nennen, welche ich euch oben zitiert habe, in welchen ich ausführlich die Leidensfähigkeit, Anbetungswürdigkeit (Gen 49,8) und Göttlichkeit Christi bewiesen habe, dann sehen sie sich zwar zu dem Geständnis veranlasst, dass dieselben auf Christus gesagt sind, erkühnen sich aber zu behaupten, Jesus sei nicht der Christus, trotzdem sie zugeben, dass Gott kommen werde, dass er leide und herrsche, und dass man ihn anbete (Gen 49,8).
D 120,2 Würdest du ferner den über Juda gesprochenen Segen erwägen, dann würdest du erkennen, was ich sage. Die Nachkommen Jakobs teilen sich nämlich und die Linie (Christi) führt (nur) über Juda (Gen 49,8)...
D 126,1 (Jesus wird von Moses als „Juda“ bezeichnet.) Ap I,32 Moses, der erste der Propheten, sprach wörtlich also: „Nicht wird fehlen ein Herrscher aus Juda noch ein Führer aus seinen Lenden, bis der kommt, dem es vorbehalten ist. Dieser wird sein die Erwartung der Völker; er bindet an einen Weinstock sein Füllen und wäscht im Blute der Traube sein Gewand.“ (Gen 49,10f) Es muss euch nun interessieren, genau zu erforschen und festzustellen, bis wann die Juden einen einheimischen Herrscher und König gehabt haben. Das war der Fall bis zur Erscheinung Christi, unseres Lehrers und des Auslegers der unverstandenen Prophezeiungen, wie es denn von dem göttlichen, heiligen, prophetischen Geiste durch Moses vorhergesagt wurde, ein Herrscher aus dem Judenvolk werde nicht fehlen, bis der komme, dem es vorbehalten sei, nämlich das Königtum. Denn Juda war der Ahnherr der Juden, von dem sie auch den Namen Juden erhalten haben. Nachdem Christus erschienen war, ging das Königtum der Juden und die Herrschaft über ihr ganzes Land auf euch über. Jenes aber: „Er wird die Erwartung der Völker sein“ sollte andeuten, dass man unter allen Völkern seine Wiederkunft erwarten werde, was ihr mit Augen sehen und wovon ihr euch durch die Tat überzeugen könnt. Warten doch Leute aus allen Nationen auf den in Judäa Gekreuzigten, nach dessen Auftreten sofort das Land der Juden von euch erobert und unterjocht wurde. Jener Satz aber: „Er bindet an den Weinstock sein Füllen und wäscht sein Gewand im Blute der Traube“ sollte sinnbildlich andeuten, was Christus erleben und was er vollbringen werde. Denn ein Eselsfüllen stand am Eingange eines Dorfes, an einen Weinstock angebunden, und das befahl er seinen Jüngern ihm vorzuführen, und als es ihm zugeführt war, bestieg er es, setzte sich darauf und zog in Jerusalem ein, wo das Hauptheiligtum der Juden war, das später von euch zerstört wurde. Und hernach wurde er gekreuzigt, damit auch der übrige Teil der Weissagung erfüllt werde. Denn das Wort: „Er wäscht sein Gewand im Blute der Traube“ deutete im voraus das Leiden an, das er erdulden sollte, um durch sein Blut die zu reinigen, die an ihn glauben. Denn das Gewand, von dem der göttliche Geist durch den Propheten spricht, das sind die an ihn glaubenden Menschen, in denen der Same aus Gott, der Logos, wohnt. Der Ausdruck aber „Blut der Traube“ deutet an, dass der künftig Erscheinende zwar Blut haben werde, aber nicht aus menschlichem Samen, sondern aus göttlicher Kraft. Es ist aber der Logos die erste Kraft nach Gott, dem Vater des All, und sein Sohn; auf welche Weise er Fleisch geworden und als Mensch geboren worden ist, werden wir im folgenden zeigen. Denn wie der Traube Blut nicht ein Mensch, sondern Gott geschaffen hat, ebenso sollte dieses sein Blut als nicht aus menschlichem Samen, sondern aus der Kraft Gottes hervorgehend angedeutet werden. (vgl. auch Ap I,54)
Gen 49,8-12 bei Johannes
Joh 4, 22-26 Ihr wisset nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, dass die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die ihn also anbeten. Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, dass Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn derselbe kommen wird, wird er's uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.
Joh 9,7 Gehe hin zu dem Teich Siloah, das ist verdolmetscht „gesandt“ und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend.
Joh 9, 35-38 Es kam vor Jesus, dass sie ihn ausgestoßen hatten. Und da er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Er antwortete und sprach: Herr, wer ist's? auf dass ich an ihn glaube. Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist's. Er aber sprach: Herr, ich glaube, und fiel vor ihm nieder.
Auswertung 3
Dem messianisch verstandenen Jakobspruch kommt bei Johannes und Justin wesentliche Bedeutung zu. Das gesamte Gespräch Jesu mit einer Samaritanerin (Joh 4) am Brunnen des Jakob muss auf dem Hintergrund der messianischen Verheißung durch Jakob gesehen werden21. Der von der Tradition vorgegebene Stoff in Joh 9 ist durch den Evangelisten vollkommen von der Verheißung aus Gen 49,8ff her gestaltet worden22.
Auch der aus Samarien kommende Justin ist überaus stark von der messianischen Verheißung Gen 49,8ff geprägt. Über den Dialog verstreut, und sogar in Ap I, findet sich eine vollkommene Exegese des Jakobspruches für Juda. Auch für Justin führt das Heil über Juda (D 120 und 126 / Joh 4,22). Auch für Justin ist Jesus der „Schiloh“, dem die Königsherrschaft obliegt (Ap I,32 / Joh 9,7 und 18,37), der anbetungswürdig ist (D 68,9 / Joh 9,38).
Trotz dieser Gemeinsamkeiten in der Sache überhaupt und in Einzelheiten gibt es bei Justin keinerlei Anzeichen, die auf eine Kenntnis und Benutzung der Kapitel vier und neun des Johannesevangeliums weisen.
Die Behandlung derselben Thematik bei Johannes und Justin ist überaus verschieden: hier Verkündigung - dort: ins Einzelne gehende Exegese auch von Versen, die im Johannesevangelium nicht die geringste Rolle spielen. Zu dieser Exegese gehört die Ableitung der zweiten Parusie aus Gen 49, mit der Feststellung, dass es bis zum Auftreten Christi keine Zeit ohne Propheten und Fürsten gegeben habe, die Ausdeutung des Füllens ohne Sattel auf die Heiden, das Verständnis des Gewandes und die Auslegung des Traubenblutes.
Die Auslegungen von Johannes und Justin zeigen, wie darum gerungen worden ist, dass Gen 49,8ff in Jesus zur Erfüllung gekommen ist.
3,41 Das Verhältnis des Christus zu den Vätern Allgemein
D 113,4 Dass Jesus es war, welcher dem Moses, dem Abraham und den Patriarchen überhaupt erschienen ist und zu ihnen im Auftrage des Vaters gesprochen hat, habe ich bewiesen. (s. D 56ff)
D 114,3 Ferner, wenn ich die Worte: „Ich werde sehen die Himmel, die Werke deiner Hände“, nicht auf die Werke des Logos Gottes beziehe, dann werde ich sie töricht auffassen gleich euren Lehrern, welche glauben, der Vater des Weltalls der unerzeugte Gott, habe Hände, Füße, Finger und eine Seele wie ein Lebewesen, das zusammengesetzt ist, und welche deshalb auch lehren, der Vater selbst sei dem Abraham und Jakob erschienen.
D 127,4 Also weder Abraham, noch Isaak, noch Jakob, noch sonst jemand sah den Vater und unnennbaren Herrn aller überhaupt und auch Christi. Sie sahen vielmehr den, der durch den Willen des Vaters Gott war, seinen Sohn, den, der Engel war, da er dem Willen des Vaters diente, den, der nach dem Willen des Vaters durch die Jungfrau auch Mensch wurde und geboren worden ist, den, der einst Feuer war, als er vom Dornstrauch aus mit Moses sprach. (vgl. D 60,2 und D 75,4)
zu: Christus und Abraham bei Johannes und Justin s. oben zu 'Christus und Jakob'.
D 86,2f (Jakob) behauptete, eine Leiter gesehen zu haben, und wie die Schrift geoffenbart hat, stand Gott auf ihr; dass dieser Gott nicht der Vater war, haben wir aus der Schrift bewiesen. Als Jakob am gleichen Orte auf einen Stein Öl ausgegossen hat, wird ihm von dem Gott, der ihm erschienen war, bezeugt, er habe eine Säule gesalbt dem Gott, der ihm erschienen war. Dass Christus in der Schrift vielfach unter dem Symbol eines Steines verkündet wurde, haben wir schon oft bewiesen.
Christus und Moses
D 11,1 Nicht aber sind es Moses und das Gesetz, welche uns zur Hoffnung geführt haben.
D 24,1 Ein neuer Bund, ein neues Gesetz ist jetzt von Sion ausgegangen. (vgl. D 43,1)
D 38,1 Tryphon:...Denn viel Lasterhaftes sprichst du, da du uns überzeugen willst, dass dieser Gekreuzigte zu gleicher Zeit wie Moses und Aron gelebt und zu ihnen in einer Wolkensäule gesprochen hat.
D 131,3 Treuer halten wir zu Gott als ihr, die ihr von dem „erhobenen Arme“ beim Erscheinen der großen Herrlichkeit aus Ägypten gerettet wurdet...als ihr, denen eine Lichtsäule leuchtete, denen durch den Besitz eines eigenen Lichtes, welches nicht erlosch und nicht unterging, ein Vorzug vor jedem andern Volk der Welt gegeben werden sollte, - als ihr, denen Gott durch Engel des Himmels Brot zur Nahrung, das Manna, regnen ließ...
D 100,4 Jesus wurde auch „Stein“ in den Reden der Propheten genannt. (vgl. D 36,1)
D 69,6 In der Wüste, in welcher es keine Gotteserkenntnis gab, im Lande der Heiden. quoll als Quelle lebendigen Wassers von Gott her unser Christus hervor, welcher auch in eurem Volke erschienen ist...
D 111,3 Das Pascha war nämlich der später geopferte Christus...
D 75,2 Wer hat nun eure Väter in das Land geführt? Sehet es doch endlich einmal ein, dass es der war, welcher diesen Beinamen Jesus (= Josua) erhalten hatte und zuerst Auses genannt worden war! Wenn ihr nämlich dieses einsehen werdet, dann werdet ihr auch erkennen, dass Jesus der Name dessen war, der zu Moses gesprochen hatte: „Mein Name ist nämlich auf ihm.“
D 90,5 Denn nicht deshalb, weil Moses so betete, wurde das Volk Sieger, sondern deshalb, weil der Name Jesus die Schlacht leitete, und zugleich Moses sich die Gestalt des Kreuzes gab.
Christus und die Väter bei Johannes (zu Abraham s.oben)
Joh 1,18 Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schoss ist, der hat ihn uns verkündigt.
1,51 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf den Menschensohn.
1,29 Des andern Tages sieht Johannes Jesus kommen und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.
19,33-36 Denn solches ist geschehen, dass die Schrift erfüllt würde; „Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen.“
6,32 Ich bin das Brot des Lebens.
4,13f Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.
7,37f Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.
8,12 Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
1,45 Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josephs Sohn von Nazareth.
5,46 Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.
1,17 Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
13,34f Ein neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt. (vgl. 15,12f. 17)
1,3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
1,14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Auswertung 4
Johannes teilt mit Justin die Aussage, dass niemand je Gott gesehen hat, sondern nur den Logos (D 127,4 und 38,1 / Joh 1,18 und 12,41). Die Väter haben es also mit dem Logos zu tun gehabt, durch den auch die Welt geschaffen worden ist (D 114,3 / Joh 1,3). Jakob, der die messianische Verheißung in Gen 49,8ff gesprochen hat, hat auch die Engel vom Menschensohn hinauf und auf ihn herabsteigen sehen (Joh 1,51). Auch Justin deutet die Stelle christologisch, spricht aber davon, dass Jesus auf der Leiter gestanden hat (82,6f). Dass Menschen ihre Hoffnung nicht auf Moses setzen sollen, findet sich bei Justin und Johannes (D 11,1 / Joh 5,46 und 1,17). Beide sehen in dem wasserspendenden Stein der Wüstenzeit Jesus (D 100,4 und 69,6 / Joh 7,37f und 4,13f). Für beide ist das geopferte Passalamm der geopferte Christus (D 111,3 / Joh 1,29 und 19,33-36). Unterschiedlich wird von beiden die Mannageschichte ausgelegt: Bei Justin lässt Gott durch Engel das Manna regnen, während nach Johannes Jesus das Manna selbst ist, das damals wie heute die Menschen speist, damit sie leben (D 131,3 / Joh 6,32 und 6,35). Auch die Wolken- und Feuersäule scheint von Justin wie von Johannes christologisch verstanden worden zu sein (D 38,1 / Joh 8,12 und 9,5). Für Johannes bilden jeweils deuterojesajanische Verheißungen das Zwischenglied zwischen Exoduszeit und Jetztzeit (Jes 54,13 zwischen Ex 16,4 und Joh 6,48; Jes 55,1 zwischen Ex 17,6 und Joh 7,37; Jes 42,1 zwischen Ex 13,21 und Joh 8,12; Jes 52,13 zwischen Num 21,8f und Joh 3,14)23. Von einem „neuen Gesetz“ sprechen Justin und Johannes (D 24,1 und 43,1 / Joh 13,34).
Wieder findet sich trotz der großen Traditionsverwandtschaft bei Justin weder ein Zitat aus dem Johannesevangelium noch eine Anspielung auf es.
3,51 Die Apologie des Gekreuzigten
D 32,1 Trypho: Mein Herr, die erwähnten Schriften und ähnliche veranlassen uns, dass wir den, der als Menschensohn von dem Bejahrten die ewige Herrschaft erhält, in Herrlichkeit und Größe erwarten. Dieser euer sogenannter Christus aber ist ohne Ehre und Herrlichkeit gewesen, so dass er sogar dem schlimmsten Fluch verfiel, den das Gesetz Gottes verhängt: er ist nämlich gekreuzigt worden.
D 89,2 Trypho: Aber daran zweifeln wir, ob es notwendig war, dass Christus in so schmachvoller Weise am Kreuze starb; denn verflucht ist nach dem Gesetze, wer gekreuzigt wird. Dies ist also noch eine Lehre, von der ich mich momentan nicht überzeugen kann. Das ist zwar klar, dass die Schrift einen leidenden Christus verkündet. Wissen möchten wir aber, ob du auch das beweisen kannst, dass Christus ein im Gesetz verfluchtes Martyrium erleidet.
D 90,1 Trypho: Belehre uns nun aus der Schrift, damit auch wir dir folgen! Das wissen wir ja, dass er leidet und wie ein Lamm (zur Schlachtbank) geführt werden wird. Beweisen musst du uns jedoch, ob er gekreuzigt werden und eines so schmachvollen und ehrlosen, im Gesetze verfluchten Todes sterben musste; denn so etwas können wir uns nicht einmal denken.
D 91,4 Aber auch der Typus und das Zeichen, welches gegen die Schlangen errichtet worden war, unter deren Biss Israel zu leiden hatte, wurde sicherlich aufgestellt, da diejenigen das Heil finden sollen, welche glauben, dass der Schlange damals verkündet wurde, sie werde sterben durch den, der freiwillig in den Tod ging, dass dagegen diejenigen gerettet werden, welche vom Schlangenbisse verwundet zu dem fliehen, der in die Welt seinen Sohn schickte, der gekreuzigt wurde...
Ap I,60 ...da habe Mose auf Gottes Eingebung und Antrieb Erz genommen, daraus eine Art Kreuz gemacht, dieses auf dem heiligen Zelte aufgestellt und zum Volke gesprochen: „Wenn ihr dieses Bild anblickt und euer Vertrauen darauf setzt, werdet ihr Heilung finden.“ (Beachte den Unterschied dieses Zitates zum Original des AT!)
D 94,1f Saget mir nämlich: Hatte nicht Gott durch Moses befohlen, man dürfe durchaus kein Bild und keine Darstellung von dem machen, was im Himmel oben ist oder auf der Erde? Hat er aber nicht trotzdem in der Wüste durch Moses die eherne Schlange errichten lassen und sie als Zeichen aufgestellt, als Erlösungszeichen für die, welche von den Schlangen gebissen worden waren? Und doch kann Gott nicht der Ungerechtigkeit beschuldigt werden. Er hat nämlich, wie ich oben gesagt habe, durch dieses Zeichen ein Geheimnis kundgetan, sofern er durch dasselbe verkündete, er vernichte die Kraft der Schlange, welche auch den Adam zur Sünde verleitet hatte, er erlöse dagegen von den Schlangenbissen, dass ist den sündhaften Handlungen, Götzendienst und anderem Unrecht, diejenigen, welche an Jesus glauben, der durch das erwähnte Zeichen, das Kreuz, sterben wollte...
D 96,1 Das Wort des Gesetzes; „Verflucht jeder, der am Holze hängt“ stärkt unsere Hoffnung, welche sich an den gekreuzigten Christus klammert; denn Gott verflucht mit jenem Worte nicht unseren Gekreuzigten, sondern er sagte vorher, was ihr alle samt euren Gesinnungsgenossen deshalb tun wollt, weil ihr es nicht einsehet, dass Jesus vor aller Welt war, und dass er der ewige Priester Gottes und König und Christus ist.
D 112,2 Sollen wir nicht vielmehr das Kreuz (der ehernen Schlange) in Beziehung zu Jesus dem Gekreuzigten bringen, zumal da auch euer Volk seinen Sieg dem Umstande verdankte, dass Moses seine Hände ausstreckte...?
D 138,2f Christus, obwohl der Erstgeborene aller Schöpfung, ist doch auch der Anfang eines zweiten Geschlechtes geworden. Dieses nun hat er wiedergeboren durch Wasser, Glaube und Holz, das Geheimnis des Kreuzes..
Apologie des Gekreuzigten bei Johannes
Joh 3,14-18 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.
18,32 ...auf dass erfüllt würde das Wort Jesu, das er sagte, um zu zeigen, welches Todes er sterben würde.
8,28 Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin...
12,31- 34 Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden. Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. Das sagte er aber, zu zeigen, welches Todes er sterben würde. Da antwortete ihm das Volk: Wir haben gehört im Gesetz, dass der Christus ewiglich bleibe; und wie sagst du dann: Der Menschensohn muss erhöht werden?
17,1 Solches redete Jesus und hob seine Augen auf gen Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da; verherrliche deinen Sohn, auf dass dich der Sohn verherrliche...
8,54 Wenn ich mich selber ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehrt...
Auswertung 5
Dtn 21,23 bildete für die Juden einen wesentlichen Hinderungsgrund, an Jesus, den Gekreuzigten, zu glauben. Sowohl Johannes als auch Justin beschäftigen sich intensiv mit dem auf die Schrift gegründeten jüdischen Einwand gegen den Gekreuzigten, indem sie sich beide auf Num 21,8 beziehen. Während Johannes eine geistlich sehr gewichtige Überwindung des jüdischen Einwandes bringt, indem er die Jesajastelle „Siehe, meinem Knecht wird's gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein“ mit Dtn 21,23 / Num 21,8 zusammensieht, findet sich davon nichts bei Justin, der von Trypho immer wieder angegriffen wird. Justin führt eine Reihe sehr unterschiedlicher Überlegungen zu Dtn 21,23 / Num 21,8 an. Wenn er das Johannesevangelium gekannt hätte, könnte ich mir nicht vorstellen, warum er die theologisch so bedeutenden Überlegungen des Johannes total außer Betracht gelassen und sich mit Minderem begnügt hätte, nämlich mit einer Vielzahl von verhältnismäßig schwachen Argumenten.
3,61 Der messianisch verstandene Spruch Num 24,17
D 106,4 Dass Christus wie ein Stern aus dem Geschlechte Abrahams aufgehen sollte, hat Moses geoffenbart: „Ein Stern wird aufgehen aus Jakob, ein Führer aus Israel.“ Und eine andere Schriftstelle sagt: „Siehe, ein Mann! Aufgang ist sein Name.“ Als nun zur gleichen Zeit, da Jesus geboren wurde, auch ein Stern am Himmel aufging, erkannten ihn, wie in den Denkwürdigkeiten der Apostel geschrieben ist, die Magier aus Arabien an demselben, und sie gingen hin und beteten ihn an.
Joh 4,22 ...denn das Heil kommt von den Juden.
Auswertung 6
Die Aussage in Joh 4,22 geht auf Gen 49,10 („Zepter von Juda“) und Num 24,17 („Zepter aus Israel“) zurück. Diese neben Gen 49,8-12 zweite messianische Weissagung aus Num 24,17, von Juden und Samaritanern anerkannt, wird von Justin und Johannes benutzt, ohne dass eine Abhängigkeit des Justin von Johannes zu sehen ist. Überraschend ist, dass die dritte gemeinsame messianische Weissagung aus dem Pentateuch, Dtn 18,15ff, wohl von Johannes intensiv auf Jesus hin durchdacht worden ist24, diese Verheißung des endzeitlichen Propheten für den aus Samaria stammenden Justin und seinen jüdischen Gesprächspartner überhaupt keine Rolle spielt. Das mag seinen Grund in der Betonung der Davidabstammung und der Jungfrauengeburt durch Justin haben.
3,71 Zusammenfassung der Benutzung des Pentateuch durch Johannes und Justin
In keinem der untersuchten alttestamentlichen Bereiche konnte ein Zitat aus Johannes oder eine auch nur entfernte Anspielung auf das Johannesevangelium gefunden werden. Dagegen zeigte sich, dass Justin wichtige johanneische Aussagen, deren Kenntnis ihm höchst willkommen hätten sein müssen, offensichtlich nicht vorgelegen haben. Wichtig sind die angeführten Ausführungen Justins und Tryphos für die Erhellung des Hintergrundes, auf dem auch das Johannesevangelium entstanden ist. Der jüdische Gesprächspartner kommt naturgemäß mit seinen Erwartungen und Einwänden bei Justin stärker zu Wort.
4 Paralleltraditionen im Zusammenhang mit dem übrigen AT
4.1 2 Sam 7
D 68,5 Trypho: Wie kommt es nun, dass der Logos zu David sagt, Gott werde sich aus dessen Lenden einen Sohn erwecken und ihm werde er das Reich aufrichten und werde ihn setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit?
D 118,2 Auch Nathan hat von ihm gesprochen, wenn er dem David verkündete: „Ich werde ihm zum Vater sein, und er wird mein Sohn sein; fürwahr, nicht werde ich an ihm handeln wie an seinen Vorfahren und meine Barmherzigkeit von ihm nehmen; ich werde ihn auftreten lassen in meinem Hause und in seinem Reiche in Ewigkeit.“ Nur gerade ihn und keinen anderen bezeichnet Ezechiel als Führer im Hause. Er nämlich ist der auserwählte Priester und ewige König, der Christus, da er Sohn Gottes ist. Glaubet es; nach der Lehre des Isaias und der übrigen Propheten werden bei der Wiederkunft Jesu nicht Opfer von Blut oder Spenden auf dem Altare dargebracht, sondern wahre, geistige Lobpreisungen und Danksagungen!
D 78,2 Die Magier aus Arabien gingen nun nach Bethlehem...
2 Sam 7 im Johannesevangelium
Joh 12,34 Da antwortete das Volk: Wir haben gehört im Gesetz, dass der Christus ewiglich bleibe und wie sagst du denn: Des Menschen Sohn muss erhöht werden?
7,42 Spricht nicht die Schrift: von dem Geschlecht Davids und aus dem Orte Bethlehem, wo David war, solle der Christus kommen?
Auswertung 7
Bei Justin und Johannes führen die jüdischen Gesprächspartner die David-Verheißung an, bei Justin, weil ihnen das „aus dessen Lenden“ nicht zu stimmen scheint, bei Johannes, weil sie von einer Geburt Jesu aus dem Geschlechte Davids in Bethlehem nichts wissen und Jesu Tod nicht mit der Verheißung eines ewigen Reiches in Einklang bringen können. Eine Abhängigkeit Justins von Johannes ist nicht sichtbar.
Während für Justin Jesus aus Bethlehem stammt, ist Jesus für Johannes „der Prophet“ und als solcher auch der Christus. Sein Herkunftsort und seine Abstammung spielen deshalb keine Rolle, nur sein Verhältnis zu Gott.
4,2 Jes 6,10
D 33,1 Aber eure Ohren sind verstopft und die Herzen verhärtet. (vgl 12,2 und 97,4)
Jes 6,10 im Johannesevangelium
Joh 12,39f Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja sagte abermals; „Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, dass sie mit den Augen nicht sehen noch mit dem Herzen vernehmen und sich bekehren, und ich ihnen hülfe.“
Auswertung 8
Das von Christen oft benutzte Zitat zeigt keine Abhängigkeit Justins von Johannes.
4,3 Jes 11,1-3
D 86,4 (Stab aus der Wurzel Jesse soll Christus sein. So hat es Jesaja verkündet.)
D 87,2 Trypho: Du sagst, er präexistiere als Gott und er sei nach dem Willen Gottes Fleisch geworden und durch die Jungfrau geboren worden. Erkläre mir nun, wie kann seine Präexistenz bewiesen werden, da er doch mit den Kräften des Heiligen Geistes, welche der Logos durch Isaias aufzählt, erfüllt wird, weil er derselben bedurfte!
D 87,3 Nicht deshalb sagt der Logos, die oben aufgezählten Kräfte des Geistes seien über Christus gekommen, weil dieser ihrer bedurfte, sondern weil sie auf diesem ruhen, das heißt, in ihm ihr Ziel finden sollten, so dass es nicht mehr wie früher Propheten in eurem Volke gebe. Dass dies geschehen ist, könnt ihr mit eigenen Augen sehen; denn nach Christus ist bei euch kein einziger Prophet mehr aufgetreten.
D 88,6f So musste auch zur Zeit des Johannes den Menschen ein Zeichen gegeben werden, an dem sie erkannten, wer der Christus ist. Als nämlich Johannes am Jordan war und die Taufe der Busse predigte...da meinte man, er sei Christus; doch er rief: „Nicht bin ich Christus, sondern die Stimme des Rufenden. Es wird nämlich der kommen, der stärker ist als ich, und dessen Schuhe zu tragen ich nicht würdig bin.“ Da kam an den Jordan Jesus... Auf ihn nun flog - und zwar, wie gesagt, um der Menschen willen - der Heilige Geist in Gestalt einer Taube...
Jes 11,1-3 im Johannesevangelium
Joh 1,20 Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus.
1,23 Er sprach: „Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste; Richtet den Weg des Herrn!“ wie der Prophet Jesaja gesagt hat.
1,27 Der ist's, der nach mir kommen wird, des ich nicht wert bin, dass ich seine Schuhriemen auflöse.
1,31-34 Und ich kannte ihn nicht; sondern auf dass er offenbar würde in Israel, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser. Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm, und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Über welchen du sehen wirst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem heiligen Geist tauft. Und ich sah es und bezeugte, dass dieser ist der Auserwählte Gottes (vl Gottes Sohn).
Auswertung 9
Nach Justin und Johannes ruhen die „Kräfte des Geistes“ bzw. „der Geist“ auf Jesus. Aus der ausführlichen Darstellung Justins erfahren wir, welche Überlegungen hinter der kurzen Notiz in Joh 1,33 stehen. Für die Vermutung, dass der Täufer der Christus ist und für die Ablehnung dieser Vermutung durch den Täufer benutzen Johannes und Justin dieselbe Tradition, (wobei der dem Evangelisten vorliegenden Tradition vielleicht schon die weitere Frage zugefügt worden war, ob der Täufer Elia sei.?) Ob in dieser vorjohanneischen Tradition auch schon die Frage: „Bist du der Prophet?“ gestanden hat, ist fraglich. Diese Frage könnte auch vom Evangelisten stammen, der Jesus als den Propheten verstanden hat. Wenn Justin für D 88 das Johannesevangelium vorgelegen hätte, hätte er sich sicher nicht entgehen lassen, dass nach Johannes es Priester und Leviten waren, die an den Täufer offiziell die Christusfrage gestellt haben. Nach Justin haben „die Menschen“ die Meinung gehabt, dass der Täufer der Christus sei.
Ich vermute, dass sich uns bei Justin eine Vorform der Täufererzählung erhalten hat, die auch die vorjohanneische Tradition kannte. Justin hat diese Vorform mit Hilfe des Matthäusevangeliums ausgestaltet. Die vorjohanneische Tradition hat diese Vorform jedoch aus Interesse an einer offiziellen Jerusalemer Delegation und aus dem Interesse, Johannes den Täufer nicht als Elia darzustellen, sondern Jesus, ausgestaltet25.
4,4 Jes 28,16
D 34,2 Denn von Christus ist verkündet, dass er König, Priester, Gott, Herr, Engel, Mensch, erster Feldherr, ein Stein, ein neugeborenes Kind ist, dass er anfangs leidensfähig ist, dann in den Himmel auffährt und wieder mit Herrlichkeit kommt und ein ewiges Reich besitzt, wie ich aus allen Schriften beweise. D 114,4 Selig also sind wir, die wir mit steinernen Messern die zweite Beschneidung erhalten haben. Die erste Beschneidung nämlich, welche ihr habt, geschah und geschieht mit Eisen; denn ihr bleibt hartherzig. Unsere Beschneidung dagegen, welche die zweite ist und nach der eurigen kommt, beschneidet uns von Götzendienst und jedem Unrecht überhaupt mit spitzigen Steinen, das ist mit den Lehren, welche die Apostel des Ecksteins, der nicht von Händen behauen ist, verkünden. Unsere Herzen sind so gründlich von der Sünde beschnitten, dass es uns sogar eine Freude ist, in den Tod zu gehen um des Namens des herrlichen Felsens willen, welcher lebendiges Wasser in die Herzen derer sprudeln lässt, die durch ihn den Vater des Weltalls lieben, und welcher diejenigen tränkt, die Wasser des Lebens trinken wollen.
D 86,3 Dass Christus in der Schrift vielfach unter dem Symbol eines Steins verkündet wurde, haben wir auch schon bewiesen.
D 126,1 Wer ist aber der, welcher einmal Engel des großen Rates und bei Ezechiel Mann heißt, und von dem Daniel sagt, er sei gleich eines Menschen Sohn, und der durch Isaias Knabe, durch David Christus und anbetungswürdiger Gott genannt wird, von vielen Christus und Stein, von Salomo Weisheit, von Moses Joseph, Juda, Stern, von Zacharias Aufgang, wiederum von Isaias Dulder, Jakob, Israel, der als Stab, Blüte, Eckstein und Sohn Gottes bezeichnet ist?
Jes 28,16 im Johannesevangelium
Joh 7,37ff Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift (sc. Jes 28,16) sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen
3,15 ...auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. 3,16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (vgl 3,36 6,40 6,47 11,25 4,10 4,14)
20,31 Diese aber sind geschrieben, dass ihr glaubt, Jesus sei der Christus, der Sohn Gottes, und dass ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.
Auswertung 10
Sowohl Johannes als auch Justin kennen die Stein-Christologie, sehen wie Sirach und Qumran26 Ex 17,6 und Jes 28,16 zusammen, sehen Stein (Ex 17,6/Jes 28,16), Wasser (Ex 17,6) und Leben (Jes 28,16 LXX)27 zusammen. Die bei Johannes aus Jes 28,16 abgeleitete enge Verbindung von Glaube an Christus und Leben fehlt bei Justin. Jes 28,16 spielt für Justin nicht die zentrale Rolle wie für Johannes. Johannes wiederum kennt die Verbindung des Ecksteins mit der Beschneidung nicht. Dass zwei bei Philo, Sirach, in Qumran und bei Johannes beliebte alttestamentliche Texte, wenn sie bei Justin auch nebeneinander stehen, eine Abhängigkeit Justins von Johannes bezeugen sollen, lässt sich nach von Loewenich „nicht mit Sicherheit behaupten“28 Ich möchte eine solche Abhängigkeit mit Sicherheit ausschließen. Bei Johannes und Justin findet sich nur eine gemeinsame Tradition, die doch auch viele Verschiedenheiten aufweist.
4,5 Jes 40,3
Vgl dazu Jes 11,1-3. Johannes und Justin sind in der Charakterisierung des Täufers als „Stimme eines Rufenden“ von gemeinsamer Tradition abhängig.
4,6 Jes 42,1-4
D 123,8 Wenn ihr mit euren Ohren höret, so vernehmet: wiederum bei Isaias spricht Gott von Christus und nennt ihn im Gleichnisse Jakob und Israel (dann folgt Jes 42,1-4).
D 135,1-3 Wenn die Schrift sagt; „Ich bin der Herr, Gott, der heilige Israel; ich habe Israel als euren König kundgemacht“, denkt ihr da wahrlich nicht an Christus, den ewigen König? Denn Jakob, der Sohn Isaaks, ist, wie ihr wisst, niemals König gewesen. Es erklärte uns darum auch weiterhin die Schrift, wen sie unter dem König Jakob und Israel versteht und sagte: (folgt Jes 42,14). Die aus dem Heidentum setzen doch nicht ihre Hoffnung auf den Patriarchen Jakob! Hoffen sie nicht vielmehr wie auch ihr selbst auf Christus? Da die Schrift also Christus als Israel und Jakob bezeichnet, so sind wir, die wir aus Christi Schoß hervorgegangen, aus dem Steine Christi gehauen sind, das wahre Israel.
Jes 42,1-4 im Johannesevangelium
Joh 1,34 Und ich sah es und bezeugte, dass dieser ist der Auserwählte Gottes (vl Sohn Gottes)29.
Auswertung 11
Bei Justin sehen wir sehr gut, welche Überlegungen zum christologischen Verständnis von Jes 42,1ff geführt haben - ein Kommentar also zu der in Joh 1,34 enthaltenen Tradition.
4,7 Jes 42,6f / 49,6
D 121,4-122,1 Uns also ist es gegeben, das Gehörte zu verstehen, durch den erwähnten Christus gerettet zu werden und das Reich des Vaters zu erkennen. Darum hat er zu ihm gesagt: (folgt Jes 49,6). Ihr behauptet zwar, diese Worte beziehen sich auf den Geora und die Proselyten; in der Tat aber sind sie auf uns gesprochen, die wir durch Jesus erleuchtet worden sind.
D 122,3f (nach einem Zitat von Jes 42,6f:) Ihr Männer, auch das ist nämlich auf Christus und in bezug auf die Erleuchtung der Heiden gesagt. Oder wollt ihr wiederum behaupten: „So spricht er unter Bezugnahme auf das Gesetz und die Proselyten“? Da brachen einige von ihnen, welche am zweiten Tage gekommen waren, in ein Geschrei aus, wie wenn sie im Theater gewesen wären: „Wie? Nicht von dem Gesetze spricht er und nicht von der Erleuchtung durch das Gesetz, also von den Proselyten?“
Jes 42,5-13 wird in D 65,4-6 zitiert, Jes 42,6f in D 26,1f.
Jes 42,6f / 49,6 im Johannesevangelium
Joh 8,12 Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. 9,5-7 Dieweil ich bin in der Welt, bin ich das Licht der Welt. Da er solches gesagt, spie er auf die Erde und machte einen Brei aus dem Speichel und legte den Brei auf des Blinden Augen und sprach zu ihm: Gehe hin zu dem Teich Siloah, das ist verdolmetscht „gesandt“, und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend.
Auswertung 12
Justin sieht wie Johannes unter dem „Licht“ eine Person, Jesus, und nicht das Gesetz des Mose. Dem Gesetz des Mose wollen die Juden in Joh 9,28 als Jünger des Mose treu bleiben. Für das Gesetz des Mose als dem Licht der Heiden ereifern sich die Gesprächspartner Justins. Trotz dieser wichtigen Gemeinsamkeiten zwischen Johannes und Justin gibt es wesentliche Unterschiede: Bei Justin stehen die Heiden im Mittelpunkt, bei Johannes ein blinder Jude, Zeichen für den blinden Kosmos. Für Johannes sind wohl alle Menschen Heiden, die also in übertragener Weise blind sind - also auch die Pharisäer.
4,8 Jes 52,13-53,12
Ap I, 50 Dass er aber auch, für uns Mensch geworden, Schmerzen und Schande ertragen wollte und wieder in Herrlichkeit erscheinen wird, darüber hört folgende Weissagungen: (folgt Zitat von Jes 52,13-53,8).
D 40,3 Der Befehl, jenes Lamm müsse vollständig gebraten werden, war ein Hinweis auf das Kreuzesleiden, dem sich Christus unterziehen wollte. Wenn nämlich das Lamm gebraten wird, erhält es die Form eines Kreuzes: einer von den Bratspießen durchbohrt dasselbe senkrecht von den Hinterbeinen bis zum Kopf, der andere dagegen, an dem die Vorderfüsse des Lammes angehaftet sind, quer durch die Schultern.
D 43,3 Da das Geschlecht dessen, der sterben wollte, auf dass wir Sünder durch seine Striemen geheilt werden, nicht aufgezählt werden kann, sprach der prophetische Geist diese Worte (sc Jes 53,8).
D 42,2 Im Namen der Apostel, die zu Christus sagten, man glaube nicht ihrer Predigt, sondern den Wundern dessen, der sie entsandt habe, erklärt daher Isaias so: „Herr, wer glaubte unserer Predigt?“
D 72,2f Von den Worten des Jeremias aber haben sie folgende Stelle ausgemerzt: „Ich bin wie ein unschuldiges Lamm, das geopfert werden soll. Gegen mich ersannen sie einen Plan und sprachen: Wohlan, lasst uns Holz tun in sein Brot und ihn aus dem Lande der Lebendigen vertilgen, seines Namens soll wahrlich nicht mehr gedacht werden!“ Nun findet sich dieser Abschnitt aus Jeremias noch in manchen Exemplaren der jüdischen Synagogen; denn erst vor kurzem haben sie die erwähnten Worte ausgemerzt. Also wird noch einmal von Jesus das verkündet, was (bereits) durch Isaias prophezeit wurde; denn auch aus jenen Worten ergibt sich, dass die Juden über Christus Rat hielten, und dass sie beschlossen, ihn durch den Kreuzestod aus dem Leben zu räumen. Von dem, der (nach Isaias) als Lamm zur Schlachtbank geführt wird, wird hier geoffenbart, er sei ein unschuldiges Lamm. In ihrer Verlegenheit lassen eure Lehrer sich also zur Blasphemie verleiten.
D 89,2f Trypho: Das ist zwar klar, dass die Schrift einen leidenden Christus verkündet. Wissen möchten wir aber, ob du auch das beweisen kannst, dass Christus ein im Gesetz verfluchtes Martyrium erleidet. Ich antwortete ihm: Wenn Christus nicht hätte leiden müssen, wenn die Propheten nicht vorhergesagt hätten, dass er dessen Geschlecht nach dem Propheten niemand zählen kann, von den Sünden des Volkes in den Tod geführt, beschimpft, gegeißelt, den Sündern zugezählt und wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt werden wird, dann könnte man sich mit Recht wundern. Wenn er aber in solcher Weise gekennzeichnet und aller Welt verkündet wird, warum hätten nicht auch wir uns mit festem Glauben an ihn hingeben sollen? Jeder, der die Worte der Propheten kennt, wird, sobald er hört, Jesus sei gekreuzigt worden, sagen, er ist Christus und kein anderer. (Ähnlich D 32,1f)
D 111,3 Das Pascha war nämlich der später geopferte Christus, wie auch Isaias sagte: „Wie ein Lamm wurde er zur Schlachtbank geführt.“ (vgl D 40,1)
D 114,2 Wenn der Heilige Geist durch Isaias erklärt „Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtbank geführt und wie ein Lamm vor dem Scherer“, dann spricht er, gerade als ob die Passion sich schon vollzogen hätte.
D 118,3 Mit gutem Grunde glauben wir an Jesus. Die uns diesen Glauben lehrten, haben uns nicht getäuscht. Ja, es war gerade der Wille der wunderbaren Vorsehung Gottes, dass wir dank der Berufung zum neuen und ewigen Bund, das ist durch Christus, an Weisheit und Gottesverehrung - wie sich zeigte - euch übertreffen, die ihr in der Einbildung, nicht jedoch in der Tat Gott liebet und weise seid. Unter Staunen verkündete Isaias: „Könige werden ihren Mund schließen; denn sehen werden die, denen nicht von ihm erzählt wurde, und staunen werden, die nicht gehört haben. Herr, wer glaubte unserer Predigt? Wem wurde der Arm des Herrn geoffenbaret?“
Jes 52,13-53,12 im Johannesevangelium
Joh 12,37f Und ob er wohl solche Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn; auf dass erfüllt würde der Spruch des Propheten Jesaja, den er sagte; „Herr, wer glaubt unserm Predigen? Und wem ist der Arm des Herrn offenbart?“ 1,29 Des andern Tages sieht Johannes Jesus kommen und spricht:
Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt. 19,33-36 Denn solches ist geschehen, dass die Schrift erfüllt würde: „Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen.“
15,13f Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. (vgl 10,15)
13,31f Nun ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm. Ist Gott verherrlicht in ihm, so wird ihn Gott auch verherrlichen in sich... (vgl 17,1 8,54 14,13).
3,14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden. (vgl 8,28 12,32 12,34)
Auswertung 13
Für Johannes und Justin ist Jes 52,13-53,12 ein wesentliches Kapitel, das aber unterschiedlich von beiden behandelt wird, auch wenn eine Berührung der benutzten Traditionen unübersehbar ist.
So wird Jes 53,1 bei Johannes auf Jesus bezogen, bei Justin auf die Apostel. Die Aussagen vom „Lamm“ (Joh 1,29 19,33-36) hat Johannes der Tradition entnommen und sie weiterentwickelt in einer Weise, die wir bei Justin nicht finden: Das Lamm Gottes trägt die Sünde der Welt. Es lässt sein Leben für die Freunde, für die Schafe. Es stirbt an dem Tag, an dem die Passalämmer geschlachtet werden. Das Bild der in Kreuzform aufhängten Passalämmer, von dem der aus Samaria stammende Justin spricht30, dürfte auch Johannes gekannt haben.
Die das ganze Johannesevangelium durchziehenden Aussagen vom „Erhöhen“ und „Verherrlichen“ des Menschensohnes (Jes 52,13) mit denen Johannes auf den Vorwurf, dass jeder, der am Holze hängt, verflucht sei, antwortet, finden sich bei Justin überhaupt nicht, obwohl sie für ihn von größtem Wert gewesen sein müssten.
Justin antwortet auf den jüdischen Vorwurf u.a., indem er Jes 53,3-6 in Auszügen anführt. Wie erfolgreich die Apologie des Gekreuzigten mit Hilfe von Jes 53 war, zeigt sich an der Ausmerzung von Jer 11,19 in zumindest einer jüdischen Handschrift, von der Justin berichtet. In der Auslegung von Jes 53 durch Justin zeigen sich weder Benutzung noch Kenntnis des Johannesevangeliums.
4,9 Sach 9,9
Ap I,35 Dafür aber, dass ausdrücklich sein Ritt auf einem Eselsfüllen und sein Einzug in Jerusalem vorhergesagt wurden, wollen wir die Weissagungsworte eines anderen Propheten, des Sophonias, anführen; sie lauten also: „Freu dich sehr, Tochter Zion...“. D 53,2 Als unser Herr Jesus Christus in Jerusalem einziehen wollte, da hat er in der Tat seinen Jüngern den Auftrag gegeben, sie sollen eine Eselin, die an einem Eingang zum Dorfe Bethphage angebunden war, samt ihrem Füllen zu ihm führen...Zacharias, einer der zwölf Propheten, hat jenes Ereignis prophezeit mit den Worten: „Freu dich sehr...“.
Sach 9,9 im Johannesevangelium
Joh 12,14f Jesus aber fand ein Eselsfüllen und ritt darauf, wie denn geschrieben steht; „Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, reitend auf einem Eselsfüllen.“
Auswertung 14
Justin ist in seiner Auslegung von Sach 9,9 von Matthäus abhängig und sieht Eselin und Füllen (Sach 9,9) zusammen mit Gen 49,11. Ein Einfluss des Johannesevangeliums ist nicht zu erkennen.
4,10 Sach 12,10
D 14,8 Ich bemerkte noch: Tryphon, diese und ähnliche Prophetenworte sprechen teils von der ersten Parusie Christi, bei der er nach der Verheißung ohne Ehre und Schönheit als Sterblicher erscheint, teils von seiner zweiten Parusie, wo er in Ehren über den Wolken erscheinen und euer Volk ihn sehen und in ihm den erkennen wird, den sie durchbohrt haben, wie Oseas, einer der zwölf Propheten, und Daniel vorhersagten. (vgl 32,2 64,7 118,1 und Ap I,52)
Sach 12,10 im Johannesevangelium Joh 19,37
Und abermals spricht die Schrift: „Sie werden sehen auf den, in welchen sie gestochen haben.“
Auswertung 15
Die Untersuchung des alttestamentlichen Hintergrundes des Johannesevangeliums hat gezeigt31, dass Johannes ein traditionelles Zitat übernommen hat. Es scheint auch für Justin traditionell zu sein, der es fälschlich auf Hosea zurückführt. Bei Justin wird das Zitat auf eine zweite Parusie bezogen, und es sind wohl Juden, die in Jesus gestochen haben. Bei Johannes wird das Zitat auf die Kreuzigung bezogen und Römer führen den Lanzenstich aus. Es zeigt sich keine Abhängigkeit des Justin von Johannes.
4,11 Sach 13,7
D 53,5 Doch wurde auch durch den Propheten Zacharias vorhergesagt, dass eben unser Christus geschlagen würde, und dass seine Jünger sich zerstreuen würden, was auch eingetreten ist. Nachdem er nämlich gekreuzigt worden war, zerstreuten sich seine Jünger, bis er von den Toten auferstand und sie überzeugte, dass sein Leiden vorhergesagt war. In dieser Überzeugung zogen sie in alle Welt, um zu lehren.
Sach 13,7 im Johannesevangelium
Joh 16,32 Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeglicher in das Seine, und mich allein lasst.
Auswertung 16
Es scheint so, dass Johannes mit seiner Aussage an die Tradition eines vierten Synoptikers anknüpft32. Für ihn tritt die Zerstreuung der Jünger Jesu schon vor der Kreuzigung ein, nicht, wie für Justin, danach. Justin benutzt wie Johannes ein Stück evangelischer Tradition, das nach Dibelius33 schon längst zum Bestande der Leidensgeschichte gehört hat. Justin ist von Johannes unabhängig.
4,12 Mal 3
D 8,4 Trypho: Vorausgesetzt, dass Christus irgendwo geboren ist und irgendwo lebt, so ist er doch so lange nicht erkennbar, erkennt auch sich selbst so lange nicht und hat so lange keine Macht, bis Elias erscheint, ihn salbt und aller Welt kundmacht. Ihr habt eine törichte Lehre angenommen, macht euch selbst einen Christus und geht darum jetzt in eurem Leichtsinn zugrunde.
D 49,1 Trypho: Wer behauptet, er sei Mensch geworden, dann, weil die Wahl auf ihn traf, gesalbt und so zu Christus geworden, dessen Rede überzeugt, wie mir scheint, mehr, als wenn ihr so redet, wie du es tust. Wir alle erwarten nämlich in Christus einen Menschen von Menschen, den nach seiner Ankunft Elias salbt. Wenn er aber auch als Christus erscheint, muss man ihn auf jeden Fall als einen Menschen von Menschen erklären. Da jedoch Elias nicht erschienen ist, erkläre ich, dass auch Christus nicht da ist.
D 49,2f Ich wiederum fragte ihn: Sagt denn nicht der Logos durch Zacharias, dass Elias kommen wird „vor diesem großen und furchtbaren Tage des Herrn“? Jener antwortete; „Ganz gewiss.“ Wenn der Logos uns nun zwingt, zu bekennen, dass zwei Parusien Christi prophezeit wurden, und dass Christus bei der einen leidensfähig, ohne Ehre und Schönheit erscheinen, bei der anderen in Herrlichkeit und als Weltenrichter kommen wird, wie auch im vorhergehenden wiederholt dargetan ist, werden wir dann nicht annehmen, der Logos Gottes habe den Elias als Vorläufer des „furchtbaren und großen Tages“ verkündet, der mit seiner zweiten Parusie anbricht? „Sicherlich!“ antwortete er. Ich führte aus: Dass nun dem so sein wird, tat auch unser Herr in seinen Lehren kund, indem er erklärte, auch Elias werde kommen.
Es wird, wie wir wissen, geschehen, wenn unser Herr Jesus Christus in Herrlichkeit von den Himmeln kommen wird. Seiner ersten Parusie ging als Herold Johannes vorher; denn in ihm offenbarte sich der Geist Gottes, der in Elias gewesen war. Es ist Johannes, der in eurem Volke ein Prophet war, der, nach dem kein anderer mehr bei euch als Prophet auftrat, und der am Jordan sich aufhielt und rief: „Ich taufe euch im Wasser zur Buße; es wird aber der kommen, der stärker ist als ich...“
D 49,6 Tryphon wandte ein: Widersinnig scheint es mir auch zu sein, wenn du sagst, dass der prophetische Geist Gottes, der in Elias war, auch in Johannes lebte.
Mal 3 im Johannesevangelium
Joh 1,21 Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin's nicht.
1,25 Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist noch Elia noch der Prophet?
1,31 Und ich kannte ihn nicht; sondern auf dass er offenbar würde in Israel, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser.
3,28 Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe, ich sei nicht der Christus, sondern vor ihm her gesandt.
7,25-27 Da sprachen etliche aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie suchen zu töten? Und siehe, er redet frei, und sie sagen ihm nichts. Sollten unsre Obersten nun wahrhaftig erkannt haben, dass er der Christus sei? Doch wir wissen, woher dieser ist; wenn aber der Christus kommen wird, so wird niemand wissen, woher er ist.
Auswertung 17
Durch die Verwendung verschiedener Traditionen ist das Elia-Bild des Johannesevangeliums uneinheitlich: In Joh 1,31 erfüllt der Täufer die von Trypho genannte Aufgabe des Elia, den Messias offenbar zu machen. Nach Joh 1,21 und 1,25 dagegen ist der Täufer nicht der Elia. Nach der Semeiaquelle scheint Jesus als Elia dargestellt worden zu sein34. Andererseits erscheint der Täufer in Joh 3,28 als der gemäß Mal 3,1 erwartete Vorläufer des Messias, also als Elia. Vom Evangelisten verwandtes synoptikerähnliches Material sieht also im Täufer den wiedergekommenen Elia, während die Semeiaquelle Elia in dem wundertuenden Jesus wiedererkennt. Der vierte Evangelist selber antwortet auf die an Trypho erinnernden Überlegungen des Volkes (7,27), die ihm sehr gelegen kommen, weil sie quer zur Davids- und Bethlehemsabkunft des Messias stehen, in Joh 7 so: Der Messias muss nicht offenbar gemacht werden, sondern er offenbart sich selbst (7,37f). Die Reaktion auf diese Offenbarung: „Es hat nie ein Mensch so geredet wie dieser Mensch“ (7,46).
Justin bietet einen ausgezeichneten Kommentar zu dem, was in synoptiker-ähnlichem Material des Johannesevangeliums und in der Semeiaquelle an Elia-Erwartungen enthalten ist.
Von einer Benutzung des Johannesevangelium in diesem Bereich durch Justin zeigt sich keine Spur.
4,13 Dan 7
D 31,1 Wenn sich aber zeigt, dass seine Leidensmacht von solchen Wundern begleitet wurde und begleitet ist, wie groß sind erst die Wunder, wenn er in Herrlichkeit erscheint? Denn, wie Daniel offenbarte, wird er als Menschensohn auf den Wolken unter Begleitung von Engeln kommen: (folgt Dan 7,9-28).
D 31,1 Trypho: Mein Herr, die erwähnten Schriften und ähnliche veranlassen uns, dass wir den, der als Menschensohn von dem Bejahrten die ewige Herrschaft erhält, in Herrlichkeit und Größe erwarten. Dieser euer sogenannter Christus aber ist ohne Ehre und Herrlichkeit gewesen, so dass er sogar dem schlimmsten Fluch verfiel, den das Gesetz verhängt: er ist nämlich gekreuzigt worden.
D 76,1 Weist denn Daniel nicht gerade darauf hin, wenn er von dem, der die ewige Herrschaft empfängt, sagt, er sei „wie eines Menschen Sohn“? Das Wort „wie eines Menschen Sohn“ bezeichnet nämlich zwar einen Menschen, der erscheint und geworden ist, gibt aber zu erkennen, dass er nicht aus menschlichem Samen stamme.
Dan 7 im Johannesevangelium
Joh 1,51 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf den Menschensohn.
5,22 Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn gegeben.
5,27-29 ,,und hat ihm Macht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Verwundert euch des nicht. Denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.
3,13f Und niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel hernieder gekommen ist, nämlich der Menschensohn. Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden.
6,62 Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo er zuvor war?
8,28 Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich.
12,23 Die Zeit ist gekommen, dass der Menschensohn erhöht werde.
12,34 Wir haben gehört im Gesetz, dass der Christus ewiglich bleibe; und wie sagst du denn: Der Menschensohn muss erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn?
13,31 Nun ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm.
Auswertung 18
Justin und Johannes stimmen darin überein, dass sie im Menschensohn Christus sehen. Bei Justin ist jedoch die Menschensohn-Christologie wenn man auf den gewichtigen Einwand Tryphos in D 31 sieht, merkwürdig unterentwickelt35. Das hängt mit seiner 2-Stufen-Christologie zusammen, mit seiner Lehre von den zwei Parusien: Erst erscheint der leidensfähige Christus, dann der Christus in Herrlichkeit. In der ausgearbeiteten Menschensohn-Christologie des Johannesevangeliums fallen Kreuzigung und Verherrlichung des Menschensohnes zusammen. Das ist für Johannes durch Jes 52,13 möglich. An fünf johanneischen Schriftstellen (3,14 8,28 12,23 12,34 13,31) wird deshalb die Bezeichnung „Knecht“ aus Dtjes durch den Menschensohn-Titel ersetzt. Wer ausführlichere Antworten auf Tryphos Einwand in D 31 finden will, der muss das Johannesevangelium lesen. Wer den Anlass für die johanneische Menschensohn-Christologie kennen lernen will, muss D 31 lesen.
4,14 Ps 22 / 69
D 97,3f Wieder an anderer Stelle, nämlich im einundzwanzigsten Psalme, sagte David mit Bezug auf das Leiden und das Kreuz in geheimnisvollem Gleichnisse also: „Sie haben meine Hände und meine Füße durchbohrt, alle meine Gebeine haben sie gezählt; sie aber sahen mich und schauten mich an. Meine Kleider verteilten sie unter sich, und über mein Gewand warfen sie das Los.“ Als sie nämlich Jesus kreuzigten, durchbohrten sie mit Nägeln seine Hände und Füße, und nach der Kreuzigung verteilten sie beim Würfelspiel unter sich seine Kleider, dem Lose die Entscheidung lassend über das, was jeder gewollt hatte. Ihr bezieht auch den erwähnten Psalm nicht auf Christus, da ihr völlig verblendet seid, und da ihr es nicht einseht, dass in eurem Volke außer unserem Jesus allein niemals einer, der den Namen König hatte, in seinem Leben an Händen und Füßen durchbohrt wurde und durch das erwähnte Geheimnis, das ist den Kreuzestod, starb. (ähnlich Ap I,35)
D 98,1 Ich will den ganzen Psalm zitieren, damit ihr erfahret, wie ehrfurchtsvoll Christus gegen seinen Vater ist, wie er mit Rücksicht auf ihn alles erträgt, wie er zu ihm betet, er möge ihn von diesem Tode befreien, wie er aber auch in dem Psalme offenbart, wer diejenigen sind, welche sich gegen ihn auflehnen, und wie er darlegt, dass er in der Tat ein leidensfähiger Mensch geworden ist (folgt Ps 22,2-24).
D 99,1 Ich will euch nun beweisen, dass dieser ganze Psalm auf Christus gesagt ist (folgt in den nächsten Kapiteln die Einzelauslegung des Psalms).
D 106,1f Jesus wusste nach dem, was die übrigen Worte des Psalms offenbarten, dass sein Vater auf seine Bitte ihm alles gewähre und ihn von den Toten erwecken werde; er hielt alle, die Gott fürchten, an, Gott zu loben, da dieser sich des ganzen gläubigen Menschengeschlechtes durch das Geheimnis des gekreuzigten Jesus erbarmte; er stellte sich in die Mitte seiner Brüder, der Apostel, welche nach seiner Auferstehung von den Toten, nachdem sie von ihm überzeugt worden waren, dass er schon vor seinem Leiden ihnen gesagt habe, er müsse dieses Leiden erdulden und die Propheten hätten es vorausgesagt, von Reue ergriffen wurden, weil sie ihn bei seiner Kreuzigung verlassen hatten; er pries im Verkehr mit ihnen Gott, worüber auch in den Denkwürdigkeiten der Apostel berichtet wird. Die Psalmenworte lauten: „Von deinem Namen werde ich erzählen meinen Brüdern, in Mitte der Gemeinde will ich dir lobsingen...“
Ps 22 / 69 im Johannesevangelium
Joh 19,23f Die Kriegsknechte aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, einem jeglichen Kriegsknecht einen Teil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenäht, von obenan gewebt durch und durch. Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wes er sein soll, auf dass erfüllt würde die Schrift: (folgt Ps 22,19).
20,17 Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater...
2,17 Seine Jünger aber gedachten daran, dass geschrieben steht: „Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen.“
15,25 Doch muss erfüllt werden der Spruch, in ihrem Gesetz geschrieben: „Sie hassen mich ohne Ursache.“
19,28-30 Danach, da Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, auf dass die Schrift erfüllt würde: „Mich dürstet.“ Da stand ein Gefäß voll Essig...36.
Auswertung 18a
Während für Justin Ps 22 eine wesentliche Rolle für das Verständnis des Leidens Jesu spielte, finden wir diesen Psalm bei Johannes nur in ihm von der Tradition überkommenen Aussagen, und auch da anders ausgelegt als bei Justin. Weshalb die „Brüder“ in Joh 20,17 genannt sind, wird aus D 106,1f ersichtlich: Die Jünger werden auf Grund von Ps 22,23 so bezeichnet.
Für Johannes spielt Ps 69 eine zentrale Rolle: Er fügt in die Tempelreinigungsgeschichte der Tradition ein Zitat aus Ps 69. Er gestaltet Joh 15,18-16,4 ganz im Hinblick auf das Zitat aus Ps 69,5. Indem Jesus am Ende ruft „Mich dürstet“, erfüllt er die Schrift (Ps 69,22). So galt für Johannes im Hinblick auf Ps 69 wahrscheinlich, was Justin im Blick auf Ps 22 formuliert hat: „...dass dieser ganze Psalm auf Christus gesagt ist.“ Der 69. Psalm wird von Justin nicht erwähnt.
4,15 Ps 45 (LXX 44)
D 38,1 Trypho: Denn viel Lasterhaftes sprichst du, da du uns überzeugen willst, dass dieser Gekreuzigte zu gleicher Zeit wie Moses und Aaron gelebt...hat... und dass er angebetet werden muss.
D 38,3 Im vierundvierzigsten Psalm ist nun auf Christus in ähnlicher Weise Bezug genommen mit folgenden Worten: (folgt Ps 45).
D 56,14f Ich fuhr fort: Nicht nur wegen der erwähnten Worte müsste man vollauf zugeben, dass der Heilige Geist außer dem, der als Weltschöpfer anerkannt wird, noch jemand anderen als Herrn bezeichnet. Er tut es nicht nur durch Moses, sondern auch durch David. Dieser hat nämlich gesagt: (folgt Ps 110,1). An anderer Stelle wiederum sagt er: „Dein Thron, o Gott, ist in Ewigkeit der Ewigkeit. Ein Szepter der Gerechtigkeit ist das Szepter deiner Herrschaft. Du liebtest Gerechtigkeit und hasstest das Unrecht; darum hat dich, o Gott, dein Gott mit Öl der Freude gesalbt vor deinen Genossen.“ Behauptet ihr nun, der Heilige Geist bezeichne außer dem Vater der Welt und seinem Christus jemand anderen als Gott und Herrn?
D 63,3f (durch Auslegung von Gen 49,11, Ps 110 und Ps 45 will Justin die Geburt Jesu aus Gott beweisen und zitiert Ps 45,7-13) (Ähnlich D 76,2-7).
D 86,3 (Ps 45,7 wird im Hinblick auf die Salbung Jesu angeführt).
Ps 45 im Johannesevangelium
Joh 18,36ff Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dieser Welt. Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?
Auswertung 19
Ps 45 kann so ausgelegt werden, dass Gott von Gott zum König gesalbt wird, dieser Psalm also, wie Ps 110, messianisch verstanden werden muss. Diese Auslegung ist bei Justin ganz klar vorhanden. Sie scheint auch Johannes bekannt gewesen zu sein: Sowohl der König von Ps 45,5 wie auch der König von Joh 18,37 sind dazu da, für die Wahrheit zu zeugen: „Zieh einher für die Wahrheit in Sanftmut und Gerechtigkeit, so wird deine rechte Hand Wunder vollbringen. Scharf sind deine Pfeile, dass Völker vor dir fallen („Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin's! wichen sie zurück und fielen zu Boden.“); sie dringen ins Herz der Feinde des Königs („Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?
Und da er das gesagt, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm.“)
Bei Justin finden wir einen ausführlichen Kommentar, warum Ps 45 für Christen eine so große Rolle spielt, der Psalm, der im Hintergrund der johanneischen Aussage steht, dass Jesus der König ist, der für die Wahrheit zeugt.
4,16 Ps 82
D 123, 9 Gleichwie nun euer ganzes Volk nach jenem einen Jakob, welcher auch Israel genannt wurde, den Namen Jakob und Israel erhalten hatte, so werden wir nach Christus, durch den wir für Gott geboren wurden, nicht nur Jakob, Israel, Juda, Joseph, David, sondern auch wahre Söhne Gottes genannt und sind es, wenn wir Christi Gebote halten.
D 124,1ff Da ich sah, dass sie sich über meine Erklärung, wir seien auch Kinder Gottes, aufregten, kam ich ihrem Fragen zuvor und sagte: Ihr Männer, höret: Der Heilige Geist erklärt von unserem Volke, alle seien Söhne des Allerhöchsten, und unser Christus selbst werde ihrer Versammlung beiwohnen als Richter der Menschen eines jeden Geschlechtes (folgt Ps 82)... Es ist durch den Psalm bewiesen, dass die Menschen gewürdigt worden sind, Götter zu werden... Dass der Geist aber Christus auch Gott nennt, wurde schon wiederholt dargetan.
Ps 82 im Johannesevangelium
Joh 1,12f Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben, welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. (vgl 3,3ff) 10,33-36 Die Juden antworteten ihm: Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen und weil du als ein Mensch dich selber zu Gott machst. Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: „Ich habe gesagt: Ihr seid Götter“? Wenn er Götter die nennt, zu welchen das Wort Gottes geschah - und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden -, wie sprecht ihr denn zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott, - weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn?
Auswertung 20
Dieser von Juden diskutierte Ps 82 wird auch von Christen ausgelegt. Bei Johannes wird er mehr auf Christus als den Sohn Gottes bezogen, bei Justin mehr auf die Christen als Söhne Gottes, obwohl Justin im Zusammenhang mit diesem Psalm auch an Christus denkt. An eine Abhängigkeit des Justin von Johannes ist bei der Auslegung dieses Psalms nicht zu denken.
Texte zur Schriftauslegung
D 7,3 Jedoch auch wegen der Wundertaten, welche sie wirkten, waren sie (die Propheten) glaubwürdig, da sie (damit) Gott, den Weltschöpfer und Vater verherrlichten und seinen von ihm kommenden Sohn Christus verkündeten.
D 9,1 Du weißt nämlich nicht, was du sagst, sondern hörst auf die Lehrer, welche die Schrift nicht verstehen...
D 29,2 Mit dieser Darlegung glaube ich auch die Schwachbegabten zu überzeugen. Denn die Worte sind nicht von mir zurechtgelegt, noch gab menschliche Kunst ihnen Schönheit, sondern bald sind es Psalmenworte Davids, bald frohe Botschaften von Isaias, bald Predigtworte von Zacharias, bald Worte aus Moses' Schriften. Du erkennst sie an, Tryphon? In euren Schriften stehen sie, oder vielmehr nicht in den eurigen, sondern in den unsrigen; denn wir gehorchen ihnen, während ihr sie wohl leset, ihren Sinn aber nicht verstehet.
D 38,2 Ich weiß, dass, wie das Wort Gottes sagte, vor euch verborgen ist diese große Weisheit des Weltschöpfers und des allmächtigen Gottes. Daher habe ich Mitleid mit euch und gebe mir alle Mühe, dass ihr diese unsere „widersinnigen Lehren“ versteht... Werdet vielmehr recht willige Hörer und haltet aus im Forschen!
D 79,1 Trypho: Gottes Worte sind heilig, eure Auslegungen aber sind gekünstelt... Vor allem aber sind sie blasphemisch...
D 127,4 Also weder Abraham, noch Isaak, noch Jakob, noch sonst jemand sah den Vater und unnennbaren Herrn aller überhaupt und auch Christi. Sie sahen vielmehr den, der durch den Willen des Vaters Gott war, seinen Sohn... Wenn wir nämlich die Schrift nicht so auffassen würden, dann würde der Vater und Herr aller nicht im Himmel gewesen sein zu jener Zeit, von der Mose berichtet hat: „Der Herr ließ über Sodom Feuer und Schwefel regnen vom Herrn aus dem Himmel...“.
Ap I,31 Außerdem befinden sie (die prophetischen Bücher) sich allerorten bei allen Juden, die aber, wenn sie darin lesen, ihren Sinn nicht verstehen.
Texte zur Schriftauslegung im Johannesevangelium
Joh 5,37ff Und der Vater, der mich gesandt hat, der hat von mir gezeugt. Ihr habt niemals weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen, und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen; denn ihr glaubt dem nicht, den er gesandt hat. (Ihr) suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist es, die von mir zeugt; aber doch wollt ihr nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet.
5,45-47 Ihr sollt nicht meinen, dass ich euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf welchen ihr hofft. Wenn ihr Mose glaubtet, wo glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?
8,17 Auch steht in eurem Gesetz geschrieben...
10,34 Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz...?
15,25 Doch muss erfüllt werden der Spruch, in ihrem Gesetz geschrieben...
Auswertung 21
Nach Johannes und Justin gibt es im AT Weissagungen, die in Jesus erfüllt worden sind. Für manche bei Johannes benutzte Weissagungen gibt es Parallelen bei Justin, andere wieder sind Sondergut des Johannes oder des Justin. So fällt am meisten auf, dass bei Johannes jeder Bezug auf die Jungfrauengeburt fehlt, die für Justin besonders wichtig war. Justin meint wahrscheinlich Christen wie Johannes, für den Jesus von beiden Eltern abstammt, wenn er im Anschluss an die Bekräftigung der Geburt Jesu aus der Jungfrau in D 48,2 schreibt: Es gibt nämlich, meine Freunde, sagte ich, unter eurem Volke Leute, welche zwar zugeben, dass Jesus der Christus ist, aber behaupten, er sei ein Mensch von Menschen gewesen. Ihre Ansicht teile ich nicht. Auch dürften die wenigsten meiner Gesinnungsgenossen so behaupten... (D 48,4).
Es gibt also zur Zeit Justins Menschen, die er als Gesinnungsgenossen bezeichnet, die die Jungfrauengeburt nicht lehren, sondern die Abkunft des Menschen Jesus von Menschen. Hinter folgendem Einwand Tryphos stehen daher wahrscheinlich nicht nur jüdische Anschauungen, sondern auch Anschauungen mancher Christen: „Ich solltet euch schämen, so etwas zu erzählen wie die Griechen. Besser wäre es, ihr würdet von diesem Jesus behaupten, dass er als Mensch von Menschen geboren wurde, und würdet, wenn ihr den Schriftbeweis für seine Messianität gebet, erklären, er sei wegen seines gesetzmäßigen und vollkommenen Lebenswandels zum Christus berufen worden. Zu Wundergeschichten sollt ihr euch jedoch nicht versteigen, um nicht wie die Griechen der Torheit bezichtigt zu werden.“
Bei Justin fehlt überraschenderweise die Erwartung des Propheten wie Mose (Dtn 18), die für Johannes eine so große Rolle spielt37. Es fehlt bei Justin auch die für Johannes und Paulus so wichtige Auslegung von Jes 28,16, die das Leben aus dem Glauben an den Eckstein Christus ableitet. Die Anschauungen Justins und Johannes', wie die Schrift zu verstehen sei, ergänzen sich. Wer richtig in der Schrift forscht, stößt auf Christus, der schon in alttestamentlicher Zeit gewirkt hat und Menschen begegnet ist.
6 Der Synagogenbann bei Justin und im Johannesevangelium
D 16,4 Den Gerechten habt ihr ja getötet und vor ihm seine Propheten. Und jetzt verstoßt ihr die, welche auf ihn und auf den allmächtigen Gott, den Weltschöpfer, der ihn gesandt hat, ihre Hoffnung setzen, und entehrt sie, soweit es bei euch möglich ist, indem ihr die Christusgläubigen in euren Synagogen verfluchet. Denn Hand an uns zu legen, dazu habt ihr nicht die Macht dank denen, welche jetzt regieren; getan aber habt ihr es, so oft ihr konntet.
D 38,1 Trypho: Mein Herr, es wäre gut, wenn wir der Vorschrift der Lehrer, mit keinem von euch zu verkehren, gefolgt und uns auch mit dir jetzt nicht in dieses Gespräch eingelassen hätten. Denn viel Lasterhaftes sprichst du...
D 47,5 Auch von den Nachkommen Abrahams, welche nach dem Gesetze leben, und welche bis zu ihrem Tode nicht an unseren Christus glauben, bestreite ich, dass sie selig werden; vor allem bestreite ich es dann, wenn dieselben in ihren Synagogen die gläubigen Anhänger eben unseres Christus verfluchten oder verfluchen, um heil davon zu kommen und der Feuerstrafe zu entrinnen.
D 96,1f Das Wort des Gesetzes: „Verflucht jeder, der am Holze hängt“, stärkt unsere Hoffnung, welche sich an den gekreuzigten Christus klammert; denn Gott verflucht mit jenem Worte nicht unseren Gekreuzigten, sondern er sagte vorher, was ihr alle samt euren Gesinnungsgenossen deshalb tun wollt, weil ihr es nicht einsehet, dass Jesus vor aller Welt war, und dass er der ewige Priester Gottes und König und Christus ist. Mit eigenen Augen könnt ihr sehen, was da geschieht. Denn in euren Synagogen verflucht ihr alle, welche durch Jesus Christen geworden sind, während die Heiden euren Fluch wirksam machen und diejenigen hinrichten, welche nur sagen, sie seien Christen.
D 110,5 Wenn von der Bedrängten und Verstoßenen, das ist von der aus der Welt Verstoßenen, die Rede ist (Mi 4,6), so ist damit gesagt: jeder Christ ist, soweit es auf euch und all die anderen Menschen ankommt, nicht nur von seinem Eigentum, sondern auch aus aller Welt verstoßen. Jedem Christen macht ihr ja das Leben streitig.
D 133,6 Noch ist ja fürwahr eure Hand erhoben, um zu sündigen. Denn Christus habt ihr getötet und kennt trotzdem keine Reue. Aber auch uns, die wir durch Christus an Gott, den Vater des Weltalls, glauben, mordet ihr in eurem Hasse, so oft ihr die Macht dazu erhaltet. Immer und immer wieder verflucht ihr Christus selbst und seine Anhänger, obwohl wir alle für euch und die ganze Menschheit überhaupt beten gemäss der Lehre, welche uns unser Christus und Herr gegeben hat, der uns aufforderte, für die Feinde zu beten...
D 137,2 Stimmt also nicht ein in die Schmährede gegen den Sohn Gottes! Folget niemals den Pharisäern als Lehrern und verspottet niemals den König Israels! Denn hierin unterrichten euch eure Synagogenvorsteher nach dem Gebete.
Ap I,31 Vielmehr halten sie (die Juden) uns für Gegner und Feinde und suchen uns, wenn sie können, gerade wie ihr zu töten und zu peinigen. Davon könnt ihr euch überzeugen; denn in dem unlängst geführten jüdischen Kriege hat Barchochebas, der Anführer des jüdischen Aufstandes, die Christen allein zu schrecklichen Martern hinschleppen lassen, wenn sie Jesus Christus nicht verleugneten und lästerten.
D 39,6 Zu bekennen, dass Jesus der Christus ist, wie es die Schrift, das Leben und die in Jesu Namen geschehenen Wunder zeigen, zögert ihr aber gewiss auch, um nicht von den Fürsten verfolgt zu werden, welche immer und immer wieder unter dem Einfluss des bösen und lügenhaften Geistes, der Schlange, die Bekenner des Namens Christi töten und verfolgen werden, bis Christus wiederkommt, alle vernichtet und jedem gibt, was er verdient.
Der Synagogenbann im Johannesevangelium
Joh 9,22 Solches sagten seine Eltern, denn sie fürchteten sich vor den Juden. Denn die Juden hatten sich schon geeinigt: wenn jemand ihn als den Christus bekennte, der sollte in den Bann getan werden.
12,42 Doch auch der Obersten glaubten viele an ihn; aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, auf dass sie nicht in den Bann getan würden.
16,2f Sie werden euch in den Bann tun. Ja, es kommt die Stunde, dass wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst damit. Und solches werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich kennen..
Auswertung 22
Obwohl Johannes und Justin von derselben Sache sprechen, gibt es doch bedeutsame Unterschiede zwischen beiden: Nach Johannes werden die Christen aus den Synagogen ausgestoßen. Sie werden gehasst. Man tötet sie in der Meinung, Gott damit einen Dienst zu tun. Archonten, die an Jesus glauben, haben Angst, sich zu ihm zu bekennen und aus der Synagoge von Pharisäern ausgestoßen zu werden. In Justins Zeit scheint es keine gläubigen Archonten mehr zu geben, aber andere Juden, die aus Angst vor den Archonten sich nicht zu Christus bekennen wagen. Die Zeit der Tötung von Christen durch Juden selbst ist vorbei, aber der Fluch der Juden gegen die Christen wird von der weltlichen Macht vollstreckt, wenn einer sich zu Christus bekennt. Die Meinung der Juden über die Verfluchung der Christen scheint jedoch nicht einhellig zu sein. Es gibt Juden, die nach dem Gesetz leben - aber die Christen wohl nicht verfluchen - und es gibt andere Juden, die nach dem Gesetz leben und die Anhänger des Christus in den Synagogen verfluchen, weil sie Angst vor der Feuerstrafe haben. Synagogenvorsteher unterrichten nach dem Gebete über die Verspottung des Königs Israels. Da Justin jedoch seine Zuhörer auffordert, niemals den König Israels zu verspotten, scheint das auch möglich zu sein. Vielleicht gab es Juden, die in das 18-Bitten-Gebet die Verfluchung der Nozrim nicht übernommen haben. Trypho selbst ist Zeuge dafür, dass die Vorschrift der Lehrer, mit Christen nicht zu verkehren, nicht immer beachtet wurde, ja, dass ein ständiger Dialog von ihm als ergiebig angesehen wird. Die Ausführungen bei Justin über den Synagogenbann sind eine vorzügliche Ergänzung dessen, was wir bei Johannes darüber finden, ohne dass sich bei Justin eine Kenntnis des Johannesevangeliums zeigt.
7 Ergebnis der gesamten Untersuchung
(Beachte unbedingt die 22 Auswertungen!)
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 18a19 20 21 22
Die Zusammenstellung der Aussagen von Johannes und Justin über gemeinsame alttestamentliche Texte hat einen kleinen Kommentar ergeben: Aussagen aus Dialog und Apologie kommentieren und ergänzen Aussagen des Johannesevangeliums. Manchmal ist es jedoch auch umgekehrt. Im Hinblick auf die untersuchten, auf dieselben alttestamentlichen Stellen zurückgehenden Paralleltexte hat sich mit eindeutiger Klarheit 38 ergeben, dass Justin das Johannesevangelium nicht benutzt hat und es mit höchster Wahrscheinlichkeit auch nicht gekannt hat. Johannes und Justin sind von vorjohanneischen Traditionen abhängig. Der Schwerpunkt der Abhängigkeit liegt in der vorjohanneischen Logoslehre, zu der auch die Begegnung des Logos mit den Vätern und in der Exoduszeit gehört.
Eine gewisse örtliche Nähe von Johannes und Justin wird für ihre geistige Nähe eine Rolle spielen: Beide haben starke Verbindungen zu Samaria.
So ist Justin wohl unabhängig vom Johannesevangelium, abhängig jedoch wie Johannes von vorjohanneischen Traditionen, so dass das Urteil von von Loewenich: „Mit Justin beginnt die dogmengeschichtliche Laufbahn des Johannesevangeliums“ modifiziert werden muss: Mit Justin beginnt die dogmengeschichtliche Laufbahn der vorjohanneischen christlichen Logoslehre, die ihren ersten bedeutenden Niederschlag im Johannesevangelium gefunden hat.
Im Sinne des Kommentars von Strack-Billerbeck zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch könnte man von Justins Werk als einem Kommentar zum Johannesevangelium sprechen, ohne dass jener das vierte Evangelium gekannt oder benutzt hat.
R. Schnackenburg, Das Johannesevangelium 1. Teil Freiburg – Basel – Wien 1972, 3. Aufl.
2W. von Loewenich, Das Johannesverständnis im 2. Jahrhundert in: BZW 13 Giessen 1932, 39. Auch M. Hengel, Die johanneische Frage, Tübingen 1993 urteilt auf S. 50: „Justin selbst hat das 4. Evangelium gekannt.“ Er führt auf S. 63f folgende Stellen bei Justin an: dial. 100,1 (s. Joh 10,18), apol. 32,10 (s. Joh 1,14), dial. 17,3 (s. Joh 1,19), dial. 63,2 (s. Joh 1,13), dial. 91,4 (s. Joh 3,14), dial. 106,1 (s. Joh 13,1), dial 105,1 (s. Joh 1,14.18; 3,16. 18), dial 105,5 (s. Joh 19,30), dial 88,7 (s. Joh 1,15. 23), apol. I 61,4f (s. Joh 3,3; 3,5b) und meint, dass es sich bei diesen Stellen kaum um zufällige Berührungen handeln kann. Hengel schreibt: (Justin) „kannte das Johannesevangelium und hat es auch benützt, aber er hat dasselbe noch nicht als völlig gleichrangig mit den Synoptikern eingeschätzt.“ Hengel verweist auch auf die Vermutung von B. H. Streeter, The Four Gospels, London, 9. Aufl. 1956 441: „It was Justin Martyr who first effectively commended both the Fourth Gospel and the Logos doctrine to the acceptance of the Roman Church.“ S. 14, Anm. 11 äußert sich Hengel über Kösters Ansicht zu Justin und Johannesevangelium: “…der zu krassen Fehlurteilen gelangt und sogar von einer Johannes-Kenntnis des Justin nichts wissen will.” Ich weiß, dass ich auf Grund meines Artikels über Justin dieses Urteil Hengels auch auf mich beziehen muss. (H. Köster: Ancient Christian Gospels. Their History and Development, Cambridge, Mass. 1990). Parallelen zum Johannesevangelium ohne Kenntnis desselben finden sich auch in Fülle im Hebräerbrief.
Weitgehend zutreffend finde ich den ersten Teil von E. F. Osborn’s (Justin Martyr, Tübingen 1973, 137) Urteil: „On the relationship between Justin’s theology and that of the fourth Gospel there has been strong disagreement. As evident from preceding chapters, many parts of Justin’s writings are best understood against the background of the fourth Gospel, yet on basic questions there are considerable differences. For the history of the interpretation of the fourth Gospel, Justin is strangely important (- because of the lack of direct dependence and citation -) and it is not too much to say that the theological history of this gospel begins with Justin. The influence is shown on particular points and not on the shape of the whole.” Über diese letzte Bemerkung zur theologischen Geschichte denke ich anders und spreche lieber von ‘Paralleltraditionen’.
3A. Thoma, Justins literarisches Verhältnis zu Paulus und zum Johannesevangelium ZWTH 1875 Teil II , 490-565.
4John S. Romanides, Justin Martyr and the Fourth Gospel in: The Greek Orthodox Theol. Review IV,2 1958/59 , 115-134.
5W. Bousset, Die Evangelienzitate Justins des Märtyrers Göttingen 1891 , 121
6J.S. Romanides, op.cit. , 133f
7W. Bousset, op.cit. , 117
8E. F. Osborn, Justin Martyr Tübingen 1973 , 136f
9A. J. Bellinzoni,The Sayings of Jesus in the Writings of Justin Martyr Leiden 1967
10G. Strecker, Eine Evangelienharmonie bei Justin? in: NTS Vol 24, 307
11E. Schwartz, in: Nachrichten der Göttinger Akademie d. Wiss. 1908 , 142ff und 1907 , 363
12G. Reim, Studien zum alttestamentlichen Hintergrund des Johannesevangeliums, Cambridge 1974
13A. Thoma, op.cit. 547:”…dass viele dunkle Johannesstellen durch justinische Beleuchtungen aufgehellt werden, dass man viele Beziehungen im Evangelium besser oder gar allein versteht durch die Ausführungen des Märtyrers.”
14eine ausführliche Darstellung findet sich bei Thoma, op.cit.
15vgl. dazu G. Reim, op.cit. Index zu Philo
16vgl. von Loewenich op.cit. , 50f
17von der Goltz, zitiert bei von Loewenich, op.cit. , 39
18Paul, zitiert bei von Loewenich, op.cit. , 40
19so , von Loewenich, op.cit. , 44
20so , von Loewenich, op.cit. , 51
21vgl. G. Reim, op.cit. , 127f
22vgl. G. Reim, Joh 9 – Tradition und zeitgenössische messianische Diskussion in: BZ NF 2 1978 , 250ff (= JOCHANAN , 321-330)
23vgl. G. Reim, Studien... , 181f.
24vgl. G. Reim, Studien... , 128f
25vgl. G. Reim, Studien... , 156-158
26vgl. G. Reim, Studien... , 192f
27vgl. G. Reim, Studien... , 72-84
28vgl. von Loewenich, op.cit. , 47
29vgl. G. Reim, Studien... , 163 Anm. 101
30vgl. dazu die Bilder in J. Jeremias, Die Passahfeier der Samaritaner 1932
31vgl. G. Reim, Studien... , 51-54
32vgl. G. Reim, Studien... , 45 und 187
33M. Dibelius, Botschaft und Geschichte I , 206f
34vgl. G. Reim, Studien... , 207-209
35In Ap I,51 wird Dan 7,13 als Weissagung Jeremias (!) angeführt
36vgl. G. Reim, Studien... , 50 und 94
37vgl. G. Reim, Studien... , 110-144
38vgl. die Auswertungen
Verschiedene Zitate aus Justins Dialog mit einer Nähe zu Traditionen, die sich auch im Johannesevangelium finden.
Worte Tryphos oder seiner Genossen werden in einer anderen Schriftart und farbig wiedergegeben.
Texte ohne Farbe stammen von Justin.
Justin in ch. 22 zu Joh 4
Woe to them that are at ease in Zion, and trust in the mountain of Samaria: those who are named among the chiefs have plucked away the first-fruits of the nations: the house of Israel have entered for themselves.
ch. 27 zu Joh 7
For, tell me, did God wish the priests to sin when they offer the sacrifices on the Sabbaths? or those to sin, who are circumcised and do circumcise on the Sabbaths; since He commands that on the eighth day—even though it happen to be a Sabbath— those who are born shall be always circumcised? or could not the infants be operated upon one day previous or one day subsequent to the Sabbath, if He knew that it is a sinful act upon the Sabbaths? Or why did He not teach those—who are called righteous and pleasing to Him, who lived before Moses and Abraham, who were not circumcised in their foreskin, and observed no Sabbaths—to keep these institutions?”
D 29,2 Denn die Worte sind nicht von mir zurechtgelegt, noch gab menschliche Kunst ihnen Schönheit, sondern bald sind es Psalmenworte Davids, bald frohe Botschaften von Isaias, bald Predigtworte von Zacharias, bald Worte aus Moses' Schriften. Du erkennst sie an, Tryphon? In euren Schriften stehen sie, oder vielmehr nicht in den eurigen, sondern in den unsrigen; denn wir gehorchen ihnen, während ihr sie wohl leset, ihren Sinn aber nicht verstehet.
D 38,2 Daher habe ich Mitleid mit euch und gebe mir alle Mühe, dass ihr diese unsere >widersinnigen Lehren< versteht... Werdet vielmehr recht willige Hörer und haltet aus im Forschen!
D 127,4 Also weder Abraham, noch Isaak, noch Jakob, noch sonst jemand sah den Vater und unnennbaren Herrn aller überhaupt und auch Christi. Sie sahen vielmehr den, der durch den Willen des Vaters Gott war, seinen Sohn... Wenn wir nämlich die Schrift nicht so auffassen würden, dann würde der Vater und Herr aller nicht im Himmel gewesen sein zu jener Zeit, von der Mose berichtet hat: >Der Herr ließ über Sodom Feuer und Schwefel regnen vom Herrn aus dem Himmel...<.
Ch 29 “Let us glorify God, all nations gathered together; for He has also visited us. Let us glorify Him by the King of glory, by the Lord of hosts.
Ch 29 For these words have neither been prepared by me, nor embellished by the art of man; but David sung them, Isaiah preached them, Zechariah proclaimed them, and Moses wrote them. Are you acquainted with them, Trypho? They are contained in your Scriptures, or rather not yours, but ours. For we believe them; but you, though you read them, do not catch the spirit that is in them.
Ch 33
and if I had not explained that there would be two advents of His,—one in which He was pierced by you; a second, when you shall know Him whom you have pierced,
ch 36 37?
but now you will permit me first to recount the prophecies, which I wish to do in order to prove that Christ is called both God and Lord of hosts,
ch 38
you seek to persuade us that
- this crucified man
- was with Moses and Aaron,
- and spoke to them in the pillar of the cloud;
- then that he became man,
- was crucified, and
- ascended up to heaven,
- and comes again to earth,
- and ought to be worshipped.”
(Anmerkung: Ein Un-Glaubensbekenntnis!)
Accordingly, in the forty-fourth [forty-fifth] Psalm, these words are in like manner referred to Christ: ‘My heart has brought forth a good matter; I tell my works to the King. My tongue is the pen of a ready writer. Fairer in beauty than the sons of men: grace is poured forth into Thy lips: therefore hath God blessed Thee for ever. Gird Thy sword upon Thy thigh, O mighty One. Press on in Thy fairness and in Thy beauty, and prosper and reign, because of truth, and of meekness, and of righteousness: and Thy right hand shall instruct Thee marvellously. Thine arrows are sharpened, O mighty One; the people shall fall under Thee; in the heart of the enemies of the King [the arrows are fixed]. Thy throne, O God, is for ever and ever: a sceptre of equity is the sceptre of Thy kingdom. Thou hast loved righteousness, and hast hated iniquity; therefore thy God hath anointed Thee with the oil of gladness above Thy fellows. [He hath anointed Thee] with myrrh, and oil, and cassia, from Thy garments; from the ivory palaces, whereby they made Thee glad. Kings’ daughters are in Thy honour. The queen stood at Thy right hand, clad in garments embroidered with gold. Hearken, O daughter, and behold, and incline thine ear, and forget thy people and the house of thy father: and the King shall desire thy beauty; because He is thy Lord, they shall worship Him also. And the daughter of Tyre [shall be there] with gifts. The rich of the people shall entreat Thy face. All the glory of the King’s daughter [is] within, clad in embroidered garments of needlework. The virgins that follow her shall be brought to the King; her neighbours shall be brought unto Thee: they shall be brought with joy and gladness: they shall be led into the King’s shrine. Instead of thy fathers, thy sons have been born: Thou shalt appoint them rulers over all the earth. I shall remember Thy name in every generation: therefore the people shall confess Thee for ever, and for ever and ever.’
Ch 39
“Now it is not surprising,” I continued, “that you hate us who hold these opinions, and convict you of a continual hardness of heart.
Ch 40
For the lamb, which is roasted, is roasted and dressed up in the form of the cross. For one spit is transfixed right through from the lower parts up to the head, and one across the back, to which are attached the legs of the lamb.
Ch 42
And so he says: ‘Lord, who hath believed our report? and to whom is the arm of the Lord revealed?
Ch 44
For no one, not even of them, has anything to look for, but only those who in mind are assimilated to the faith of Abraham,
Ch 47
But I believe that even those, who have been persuaded by them to observe the legal dispensation along with their confession of God in Christ, shall probably be saved. And I hold, further, that such as have confessed and known this man to be Christ, yet who have gone back from some cause to the legal dispensation, and have denied that this man is Christ, and have repented not before death, shall by no means be saved. Further, I hold that those of the seed of Abraham who live according to the law, and do not believe in this Christ before death, shall likewise not be saved, and especially those who have anathematized and do anathematize this very Christ in the synagogues, and everything by which they might obtain salvation and escape the vengeance of fire (The text seems to be corrupt. Otto reads: “Do anathematize those who put their trust in this very Christ so as to obtain salvation,” etc.
Ch 48
And Trypho said, “We have heard what you think of these matters. Resume the discourse where you left off, and bring it to an end. For some of it appears to me to be paradoxical, and wholly incapable of proof.
For when you say that this Christ existed as God before the ages, then
that He submitted to be born and become man, yet
that He is not man of man, this [assertion] appears to me to be not merely paradoxical, but also foolish.”
And I replied to this, “I know that the statement does appear to be paradoxical, especially to those of your race, who are ever unwilling to understand or to perform the [requirements] of God, but [ready to perform] those of your teachers, as God Himself declares. Now assuredly, Trypho,” I continued,” [the proof] that this man is the Christ of God does not fail, though I be unable to prove that He existed formerly as Son of the Maker of all things, being God, and was born a man by the Virgin. But since I have certainly proved that this man is the Christ of God, whoever He be, even if I do not prove that He pre-existed, and submitted to be born a man of like passions with us, having a body, according to the Father’s will; in this last matter alone is it just to say that I have erred, and not to deny that He is the Christ, though it should appear that He was born man of men, and [nothing more] is proved [than this], that He has become Christ by election. For there are some, my friends,” I said, “of our race, who admit that He is Christ, while holding Him to be man of men; with whom I do not agree, nor would I, even though most of those who have [now] the same opinions as myself should say so; since we were enjoined by Christ Himself to put no faith in human doctrines, but in those proclaimed by the blessed prophets and taught by Himself.”
Ch 49
And Trypho said, “Those who affirm him to have been a man, and to have been anointed by election, and then to have become Christ, appear to me to speak more plausibly than you who hold those opinions which you express. For we all expect that Christ will be a man [born] of men, and that Elijah when he comes will anoint him. But if this man appear to be Christ, he must certainly be known as man [born] of men; but from the circumstance that Elijah has not yet come, I infer that this man is not He [the Christ].”
Then I inquired of him, “Does not Scripture, in the book of Zechariah, say that Elijah shall come before the great and terrible day of the Lord?”
And he answered, “Certainly.”
shall we not suppose that the word of God has proclaimed that Elijah shall be the precursor of the great and terrible day, that is, of His second advent?”
“Certainly,” he answered.
“And, accordingly, our Lord in His teaching,” I continued, “proclaimed that this very thing would take place, saying that Elijah would also come. And we know that this shall take place when our Lord Jesus Christ shall come in glory from heaven; whose first manifestation the Spirit of God who was in Elijah preceded as herald in [the person of] John, a prophet among your nation; after whom no other prophet appeared among you. He cried, as he sat by the river Jordan: ‘I baptize you with water to repentance; but He that is stronger than I shall come, whose shoes I am not worthy to bear: He shall baptize you with the Holy Ghost and with fire: whose fan is in His hand, and He will thoroughly purge His floor, and will gather the wheat into the barn; but the chaff He will burn up with unquenchable fire.
Wherefore also our Christ said, [when He was] on earth, to those who were affirming that Elijah must come before Christ: ‘Elijah shall come, and restore all things; but I say unto you, that Elijah has already come, and they knew him not, but have done to him whatsoever they chose.’ And it is written, ‘Then the disciples understood that He spake to them about John the Baptist.’ ”
And Trypho said, “This statement also seems to me paradoxical; namely, that the prophetic Spirit of God, who was in Elijah, was also in John.”
Ch 50
Trypho) (Answer me then, first, how you can show that there is another God besides the Maker of all things; and then you will show, [further], that He submitted to be born of the Virgin.”
‘The law and the prophets were until John the Baptist; from that time the kingdom of heaven suffereth violence, and the violent take it by force. And if you can receive it, he is Elijah, who was to come. He that hath ears to hear, let him hear.
Ch 51
And for this reason the Holy Spirit had uttered these truths in a parable, and obscurely: for,” I added, “it is said, ‘Judah, thy brethren have praised thee: thy hands [shall be] on the neck of thine enemies; the sons of thy father shall worship thee. Judah is a lion’s whelp; from the germ, my son, thou art sprung up. Reclining, he lay down like a lion, and like [a lion’s] whelp: who shall raise him up? A ruler shall not depart from Judah, or a leader from his thighs, until that which is laid up in store for him shall come; and he shall be the desire of nations, binding his foal to the vine, and the foal of his ass to the tendril of the vine. He shall wash his garments in wine, and his vesture in the blood of the grape. His eyes shall be bright with wine, and his teeth white like milk.’
Ch 55
(Trypho) but now resume the discourse, and show us that the Spirit of prophecy admits another God besides the Maker of all things
And I replied, “I would not bring forward these proofs, Trypho, by which I am aware those who worship these [idols] and such like are condemned, but such [proofs] as no one could find any objection to. They will appear strange to you, although you read them every day; so that even from this fact we understand that, because of your wickedness, God has withheld from you the ability to discern the wisdom of His Scriptures
Ch 56
And they said they had understood them, but that the passages adduced brought forward no proof that there is any other God or Lord, or that the Holy Spirit says so, besides the Maker of all things.
that there is, and that there is said to be, another God and Lord subject to the Maker of all things; who is also called an Angel, because He announces to men whatsoever the Maker of all things—above whom there is no other God—wishes to announce to them.”
I asked Trypho, “Do you think that God appeared to Abraham under the oak in Mamre, as the Scripture asserts?”
He said, “Assuredly.”
Then I replied, “Reverting to the Scriptures, I shall endeavour to persuade you, that He who is said to have appeared to Abraham, and to Jacob, and to Moses, and who is called God, is distinct from Him who made all things,—numerically, I mean, not [distinct] in will. For I affirm that He has never at any time done anything which He who made the world—above whom there is no other God—has not wished Him both to do and to engage Himself with.”
Then the fourth of those who had remained with
Trypho said, “It must therefore necessarily be said that one of the two angels who went to Sodom, and is named by Moses in the Scripture Lord, is different from Him who also is God and appeared to Abraham.
(David.)
For there is written by him: ‘The Lord says to my Lord, Sit on My right hand, until I make Thine enemies Thy footstool,
And again, in other words: ‘Thy throne, O God, is for ever and ever. A sceptre of equity is the sceptre of Thy kingdom: Thou hast loved righteousness and hated iniquity: therefore God, even Thy God, hath anointed Thee with the oil of gladness above Thy fellows.
He is the Lord who received commission from the Lord who [remains] in the heavens, i.e., the Maker of all things, to inflict upon Sodom and Gomorrah the [judgments] which the Scripture describes in these terms: ‘The Lord rained down upon Sodom and Gomorrah sulphur and fire from the Lord out of heaven.’ ”
Ch 58
and, behold, a ladder was set up on the earth, whose top reached to heaven; and the angels of God ascended and descended upon it.
Ch 59
I continued: “Permit me, further, to show you from the book of Exodus how this same One, who is both Angel, and God, and Lord, and man, and who appeared in human form to Abraham and Isaac, appeared in a flame of fire from the bush, and conversed with Moses.”
“Have you perceived, sirs, that this very God whom Moses speaks of as an Angel that talked to him in the flame of fire, declares to Moses that He is the God of Abraham, of Isaac, and of Jacob?”